Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P187
DOI: 10.1055/s-0036-1580934

Nachweis dermaler Nervenregeneration trotz vermehrtem Faserverlust bei schmerzhafter und schmerzloser diabetischer Polyneuropathie

G Bönhof 1, A Strom 1, 2, S Püttgen 1, B Ringel 1, J Brüggemann 1, K Bódis 1, 2, K Müssig 1, 2, 3, J Szendrödi 1, 2, 3, M Roden 1, 2, 3, D Ziegler 1, 2, 3, DDS PROPANE 1
  • 1Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Klinische Diabetologie, Düsseldorf, Germany
  • 2Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD), Neuherberg, Germany
  • 3Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Endokrinologie und Diabetologie, Düsseldorf, Germany

Fragestellung: Die Determinanten der diabetischen sensomotorischen Polyneuropathie (DSPN) als schmerzhafte oder schmerzlose Entität sind unklar. Wir untersuchten das Ausmaß an Verlust und Regeneration kutaner Nervenfasern bei kürzlich diagnostiziertem Diabetes (KDD) sowie bei schmerzloser (DSPN-S) bzw. schmerzhafter DSPN (DSPN+S).

Probanden/Methoden: Von 36 Patienten mit DSPN-S und 25 mit DSPN+S (DSPN-S/DSPN+S: Alter [Mittelwert ± SD]: 69,9 ± 8,2/67,8 ± 8,6 Jahre; BMI: 28,8 ± 4,1/30,6 ± 4,8 kg/m2; Diabetesdauer: 16,5 ± 13,8/21,0 ± 14,2 Jahre; HbA1c: 7,4 ± 1,0/7,8 ± 1,2%) sowie von 21 Patienten mit KDD (Dauer: 0,6 ± 0,3 Jahre) und 21 Kontrollpersonen (Diabetes/Kontrollen: Alter: 42,2 ± 11,2/40,0 ± 15,0 Jahre; BMI: 27,2 ± 5,0/27,8 ± 8,2 kg/m2; HbA1c: 6,2 ± 1,0/5,2 ± 0,3%), wurden Hautbiopsien (Unterschenkel) immunhistochemisch untersucht. Die Quantifizierung der intraepidermalen Nervenfaserdichte (IENFD) und dermalen Nervenfaserlänge (DNFL) erfolgte mittels Protein Gene Product (PGP)9.5 (pan-neuronaler Marker) und growth-associated protein (GAP)-43 (Nervenregenerationsmarker).

Ergebnisse: Nach Alters- und Geschlechtsadjustierung zeigten Patienten mit DSPN+S gegenüber denen mit DSPN-S bei beiden Markierungen eine Abnahme der IENFD (GAP-43: 2,18 ± 2,71 vs. 3,88 ± 3,23 Fasern/mm; P = 0.043), nicht jedoch der DNFL (4,03 ± 2,44 vs. 4,97 ± 1,89 µm/mm2; P = 0.160). Beide Gruppen mit DSPN wiesen im Vergleich zu den Kontrollen und KDD eine ausgeprägte Reduktion der IENFD (GAP-43: 8,41 ± 2,57 und 7,32 ± 3,46 Fasern/mm und DNFL (6,91 ± 2,24 und 6,88 ± 1,88 µm/mm2) auf (jeweils P < 0.05 vs. DSPN-S und DSPN+S). Der mittlere GAP/PGP-Quotient lag bei DSPN höher (1,20 ± 0,38) als bei Kontrollpersonen (0,95 ± 0,06) und KDD (0,95 ± 0,05) (P < 0.05), ohne Unterschiede zwischen DSPN-S und DSPN+S. Lineare Regressionsanalysen zeigten eine ausgeprägte inverse Assoziation zwischen dem GAP/PGP-Quotienten und der IENFD (β=-0,496; P < 0,001).

Schlussfolgerungen: Die schmerzhafte DSPN weist gegenüber der schmerzlosen DSPN einen deutlicheren epidermalen Nervenfaserverlust auf, während die dermale Nervenregeneration bei beiden Entitäten gleichermaßen und umgekehrt proportional zur intraepidermalen Nervenfaserdichte gesteigert ist.