Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P35
DOI: 10.1055/s-0036-1580782

Serum-Lipidwerte bei Patienten mit Typ-2-Diabetes in der Routineversorgung: Gemeinsame Auswertung der Diabetes-Register DPV und DIVE

A Schwandt 1, 2, W Rathmann 3, RW Holl 1, 2, P Bramlage 4, M Altmeier 5, M Kaltheuer 6, HJ Ziegelasch 7, E Siegel 8, A Tytko 9 T Danne 10, für die DPV- und DIVE-Initiative
  • 1Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Universität Ulm, Ulm, Germany
  • 2Deutsches Diabetes Zentrum (DZD), München-Neuherberg, Germany
  • 3Institut für Biometrie und Epidemiologie, Deutsches Diabetes Zentrum (DZD), Düsseldorf, Germany
  • 4Institut für Pharmakologie und präventive Medizin, Mahlow, Germany
  • 5Diabeteszentrum, Kliniken Dortmund gGmbH, Dortmund, Germany
  • 6Gemeinschaftspraxis Kaltheuner – v. Boxberg, Leverkusen, Germany
  • 7Reha-Klinik Malchower See, Malchow, Germany
  • 8Abteilung für Innere Medizin – Gastroenterologie, Diabetologie/Endokrinologie und Ernährungsmedizin, St. Josefskrankenhaus Heidelberg GmbH, Heidelberg, Germany
  • 9St. Vincenz Krankenhaus Innere Medizin, Limburg, Germany
  • 10Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Germany

Fragestellung: Serumlipide sind ein wichtiger Einflussfaktor für kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten mit Typ-2-Diabetes Mellitus (T2D). Aufgrund unterschiedlicher Patientenselektion können Einflussfaktoren in der Routinebetreuung von denen bei Patienten in klinischen Studien abweichen.

Methodik: Anhand der beiden multizentrischen Register DIVE und DPV wurden die Standard-Lipidwerte Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin und Triglyceride bei 80230 erwachsenen Patienten mit T2D aus dem Behandlungsjahr 2014 ausgewertet (medianes Alter: 69,2 Jahre, mediane Diabetesdauer 11,6 Jahre, 53,9% männlich). Die Einflussfaktoren Alter (kategorial), Diabetesdauer (kategorial), Geschlecht, BMI und HbA1c (DCCT-standardisiert) sowie die Einnahme von Lipidsenkern wurden anhand multivariabler Regressionsmodelle mit standardisierten Regressionskoeffizienten untersucht (SAS 9.4).

Ergebnisse: Cholesterin betrug im Median 184 mg/dl [Q1-Q3: 156 – 214], HDL 46 mg/dl [39 – 56], LDL 111 mg/dl [86 – 138] und Triglyceride 152 mg/dl [110 – 219]. In der bivariaten Analyse waren höheres Alter, längere Diabetesdauer, höherer BMI und höherer HbA1c-Wert jeweils mit ungünstigen Lipidwertveränderungen assoziiert. Frauen hatten ungünstigeres Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin, Männer hingegen höhere Triglyceride und niedrigeres HDL-Cholesterin (alle p-Werte < 0,0001). Auch im multivariablen Modell einschließlich der Therapie mit Lipidsenkern war eine schlechte Stoffwechseleinstellung jeweils hoch signifikant und mit ungünstigen Werten der vier untersuchten Standardlipidparameter assoziiert (p < 0,0001). Ein hoher BMI war dagegen mit hohen Triglyceridwerten und niedrigen HDL-Werten assoziiert.

Schlussfolgerungen: Der negative Einfluss hoher HbA1c-Werte auf das Lipidprofil bestätigt sich in dieser großen, multizentrischen Auswertung anhand zweier Diabetesregister in Deutschland. Dieser gemeinsame Ansatz ermöglicht es, praktisch relevante Fragen der Patientenversorgung an einem großen, aktuellen Patientenkollektiv aus der Routineversorgung zu untersuchen.