Gesundheitswesen 2016; 78 - V45
DOI: 10.1055/s-0036-1578860

Medizinische Versorgung von Flüchtlingen in Berlin am Beispiel eines Bezirks

N Wischnewski 1, I Zuschneid 2, A Beyer 3
  • 1Gesundheitsamt Charlottenburg- Wilmersdorf, Amtsleitung, Berlin
  • 2Gesundheitsamt Charlottenburg- Wilmersdorf, Leitung Infektionsschutz, Berlin
  • 3Gesundheitsamt Steglitz-Zehlendorf, Amtsleitung, Berlin

Seit Sommer 2015 gibt es in Deutschland eine erhöhte Migration von Flüchtlingen. In Berlin sind die Flüchtlingszahlen von 12.000 im Jahr 2014 auf derzeit 30.867 (Stand 10.11.2015) angestiegen. Neben der adäquaten Unterbringung der ankommenden Menschen ist die medizinische Versorgung eine weitere große Herausforderung. In Berlin ist, bedingt durch das hohe Aufkommen an Menschen, die zeitgerechte Registrierung und die damit verbundene Einbettung in das kassenärztliche System nicht mehr möglich. Die dadurch entstehende medizinische Versorgungslücke ist gemäß dem Gesundheitsdienstgesetz nach dem Subsidiaritätsprinzip durch den öffentlichen Gesundheitsdienst zu schließen. Bedingt durch die fehlenden personellen Ressourcen im ÖGD wurden in Berlin verschiedene Modelle entwickelt, die einerseits auf der Basis von hohem ehrenamtlichem Engagement freiwillig Tätiger aus dem medizinischen Umfeld und andererseits auf einem kooperativen System mit Krankenhäusern beruhen. Bei der Fülle an freiwilligen Hilfsangeboten wurde deutlich, wie wichtig die Koordination von Schnittstellen und die Vernetzung von bereits bewährten Strukturen ist, da einzelne Hilfsorganisationen unterschiedliche Bedarfsbereiche abdecken können. Hier ist es die wichtige Aufgabe des Gesundheitsamtes die Koordination und Vernetzung der unterschiedlichen Angebote herzustellen und bedarfsgerecht an die jeweilige Unterkunft weiterzuleiten. Zudem trägt das Gesundheitsamt in diesem Kontext zur lösungsorientierten Bearbeitung von Problemen an Schnittstellen bei den Vernetzungsstrukturen bei und ist somit ein wichtiger Partner im Gefüge der medizinischen Flüchtlingsversorgung. Eine weitere Aufgabe der Gesundheitsämter sind Riegelungsimpfungen in Flüchtlingsunterkünften im Rahmen von Erkrankungen wie Masern oder Windpocken. Im Vortrag werden die verschiedenen Modelle und Netzwerke der Flüchtlingsversorgung aus dem Land Berlin am Beispiel des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf vorgestellt.