Pneumologie 2016; 70 - P427
DOI: 10.1055/s-0036-1572095

Atempumpenschwäche und Hops, wie passt das zusammen? – ein interdisziplinärer Fallbericht

J Krämer 1, L Burghaus 2, A Schlesinger 1
  • 1Klinik für Innere Medizin-Pneumologie, St. Marienhospital Köln, Lungenklinik Nord
  • 2Klinik für Neurologie, Heilig-Geist-Krankenhaus Köln

Hintergrund: Die Atempumpenschwäche ist in Ihrer ätiologischen Zuordnung multifaktoriell bedingt und bedarf neben ihrer Therapie auch einer aufwändigen Diagnostik. Dieser Fall beleuchtet eine seltene strukturelle Schädigung des Hirnstamms, die ein Schlafapnoesyndrom aggravieren kann.

Kasuistik: Eine 51-jährige Patientin mit einem BMI von 42,9 und einer schweren Depression wird zur Einstellung einer NIV-Therapie aus einem externen Krankenhaus verlegt mit der Diagnose Obesitas-Hypoventilationssyndrom. Es besteht eine Raucheranamnese mit 80 Packyears, eine mittelschwerer COPD mit LTOT, eine arterielle Hypertonie und ein Diabetes mellitus Typ 2. Anamnestisch berichtet die Patientin seit wenigen Monaten zunehmende Dyspnoe zu haben, ferner könne sie seit Kurzem nur noch am Rollator laufen. Es zeigten sich rezidivierende, sich schnell entwickelnde Hyperkapnien mit CO2-Werten bis 120 mmHg mit metabolischer Azidose und Somnolenz sowie Oxygenierungsstörungen. Unter der NIV-Maskenbeatmung ließ sich jeweils nach kurzer Zeit mit moderaten Beatmungsdrücken eine Normoventilation herstellen mit ausgeglichener BGA. Es bestand jedoch eine ausgeprägte Incompliance gegenüber der Maskenbeatmung sowie eine wechselnde Orientierung und fehlende Krankheitseinsicht. Nach umfangreicher pneumologischer und neurologischer Diagnostik konnten wir eine multifaktorielle Atempumpenstörung diagnostizieren bei Adipositas, COPD, zentraler Atemstörung bei mikroangiopathischen Läsionen der Pons und des Mesencephalons und hypoxybedingten Läsionen der Stammganglien sowie Enzephalopathie mit linksbetonter Tetraparese.

Schlussfolgerung: Bei der chronischen Atempumpenschwäche kann eine strukturelle Hirnschädigung vorliegen. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pneumologen und Neurologen ist daher sinnvoll und wünschenswert.