Klin Monbl Augenheilkd 2015; 232 - KV39
DOI: 10.1055/s-0035-1569193

Keratoplastik à chaud-Indikationen, OP-Verfahren und postoperative Ergebnisse

AT Kaster 1, J Wachtlin 1
  • 1Abteilung für Augenheilkunde, Sankt-Gertrauden Krankenhaus, Berlin

Hintergrund: In den letzten Jahren ist der Anteil der perforierenden Keratoplastik (pKPL) zugunsten der lamellierenden Verfahren zurückgegangen. Bei akuten Hornhauterkrankungen mit drohender oder erfolgter Perforation sowie therapierefraktären Ulcera ist eine pKPL à chaud als Notfalleingriff aus kurativen oder tektonischen Gründen teilweise unvermeidbar. Methoden: Retrospektive Auswertung der zwischen 2008 und 2015 durchgeführten Keratoplastiken à chaud-Indikationen, OP-Verfahren, postoperativer Verlauf und Komplikationen. Ergebnisse: Ausgewertet wurden 10 Patienten (10 Augen) mit folgenden Indikationen: perforiertes rheumatische Ulkus (n = 2), perforiertes infektiöses Ulkus (n = 4), perforiertes Ulkus durch Lagopthalmus (n = 1), Selbstverletzung (n = 1) und Z.n. Cross-Linking (n = 1), rezidivierendes Ulcus bei Rosazea (n = 1). Bei Perforation erfolgte die Operation spätestens am Folgetag mit Trepananationsgrößen zwischen 6,75 – 8,75 mm und doppelläufiger Kreuzstichnaht nach Hoffmann. In 2 Fällen wurde die KPL mit einer Tarsorrhaphie kombiniert, einmal erfolgte eine lamellierende Mini-KPL mit Einzelknopfnähten. Bis auf eine verstärkte Blutung unter Antikoagulation kam es zu keinen weiteren intraoperativen Komplikationen. Der präoperative Visus lag gemittelt bei 0,03 (Min: lux falsa; Max: 0,2). Postoperativ zeigten 9 Patienten eine Visusverbesserung von ≥2 Zeilen (mittlerer postoperativer Visus: 0,125 (Min: 1/35; Max: 0,4)). Bei 4 Patienten lag der zuletzt ermittelte Visus (Nachbeobachtungszeit MW: 16,9 ± 14,85 Monate) zwischen HBW-0,1, bei 6 Patienten zwischen 0,1 – 0,3. Die häufigsten postoperativen Komplikationen waren: erhöhter Astigmatismus (n = 5), Erosionen und Ulcera (n = 4), Trübungen und Tensioerhöhungen (jeweils n = 2). Zu 80% waren diese Komplikationen beherrschbar. Einmal erforderte eine Wunddehiszenz, einmal eine endotheliale Abstoßungsreaktion eine Re-KPL. Bei 40% der Patienten zeigte sich am Ende der Nachbeobachtungszeit ein klarer Hornhautbefund. Eine typisierte Re-KPL wurde einmal geplant, aufgrund des guten postoperativen Hornhautbefundes bisher jedoch nicht notwendig. Schlussfolgerung: Trotz infauster Ausgangssituation konnte in allen Fällen das Auge primär erhalten werden. Langfristig zeigten sich beim Großteil der Patienten stabile Ergebnisse bei moderatem Visusgewinn. Insgesamt steht bei der KPL à chaud weniger die optische Verbesserung als vielmehr die kurative und tektonische Indikation im Vordergrund.