Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P06_7
DOI: 10.1055/s-0035-1566638

Rhesus-Inkompatibilität und fetale Anämie – ist ein hoher Anti-D-Titer sicher assoziiert mit einer fetalen Anämie? Ein Fallbericht

F Kohls 1, E Kühnle 1, A Philippeit 1, D Dieks 1, P Hillemanns 1, I Staboulidou 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hannover, Germany

Mit der Anti-D-Prophylaxe sank die Rhesus-Inkompatibilität und die damit assoziierte perinatale Morbidität und Mortalität. Je höher der Anti-D-Titer, desto höher die Wahrscheinlichkeit für eine fetale Anämie. Nichtsdestotrotz existiert eine Streubreite hinsichtlich der Korrelation des Anti-D-Titers und dem Schweregrad der fetalen Anämie, so dass die Höhe des Anti-D-Titers keine sichere Aussage über das Vorliegen oder Schweregrad einer fetalen Anämie geben kann.

Wir präsentieren drei Fälle einer Rhesus-Inkompatibilität mit steigenden Anti-D-Titern, unauffälligen Feten bzw. Neugeborenen ohne Anämie.

Serielle Ultraschalluntersuchungen waren unauffällig, inklusive die Vmax in der A. cerebi media. Postpartal zeigte sich keine Anämie bei den Neugeborenen.

Fall 1: 2-Grav, 1-Para. Erstvorstellung: 23. SSW, Anti-D-Titer 1:128. Titeranstieg auf 1:2048, 1:4096, 1:16384, 1:65536. Spontangeburt 39 + 3 SSW. Junge 2900 g, APGAR, 9/10/10. Neugenorenen Hb-Wert 13,1 g/dl, Bilirubin 59 mmol/l. Postpartal: M. haemolyticus neonatorum.

Fall 2: 5-Gavida, 4-Para. Erstvorstellung: 30. SSW, Titeranstieg von 1:16 auf 1:32, 1:256 in 36 + 3 SSW. 37 + 1 SSW: fetaler Hb-Wert:11,7 g/dl (Cordozentese). Spontangeburt 37 + 3 SSW. Mädchen 2855 g, APGAR 8/8/8, Hb-Wert des Neugeborenen 15,8 g/dl, Bilirubin 28 mmol/l. Postpartal: M. haemolyticus neonatorum.

Fall 3: 3-Grav, 2-Para. Erstvorstellung: 30. SSW, Titeranstieg von 1:32 auf 1:8192, 1:13384, 1:32768. Primäre Re-Sectio 37 + 5 SSW. Mädchen 2565 g, APGAR 9/10/10, Hb-Wert des Neugeborenen 13,3 g/dl. Bilirubin 94 mmol/l, Postpartal: M. haemolyticus neonatorum.

Schlussfolgerung: Steigende Anti-D-Titer führen nicht immer zu einer fetalen Anämie. Die Bestimmung der Vmax der A. cerebri media zusammen mit der sonographischen Gesamtbeurteilung des Feten liefert eine sichere Informationen über das Risiko einer fetalen Anämie.