Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P02_12
DOI: 10.1055/s-0035-1566584

Erst- und Mehrgebärende mit Einlingsgravidität und BEL

M Zacharias 1, A Klemt 1, H Hürter 1, I Voigt 1, AK Morr 1, F Louwen 1
  • 1Universitätsklinik Frankfurt am Main, Geburtshilfe, Frankfurt am Main, Germany

Fragestellung: Ist die vaginale Entbindung aus BEL bei Erstgebärenden mit erhöhter perinataler Morbidität verbunden?

Methodik: Eine monozentrische, anonymisierte Datenanalyse über einen 10-Jahres-Zeitraum von Patientinnen mit Einlingsgravidität in BEL ≥35. SSW (2004 – 2013). Ausgewertet wurden Parität, Geburtsmodus, Manöver zur Kindsentwicklung, arterieller Nabelschnur-pH, 10 min APGAR sowie Dauer der Eröffnungs- und Austreibungsperiode.

Ergebnis: Es wurden im Erhebungszeitraum 1163 Frauen mit Einlingsgravidität und BEL betreut.

Eine primäre Sectio wurde in 50% der Fälle (N = 582) geplant. Als Gründe hierfür wurden sowohl der Wunsch der Mutter, als auch klassische Indikationen identifiziert. Bei 50% der Frauen (N = 583) wurde ein Spontanpartus angestrebt, davon 67% Erstgebärende (N = 391) und 33% Zweit-/Mehrgebärende (N = 192). Insgesamt wurden 428 Patientinnen spontan entbunden (73%). 155 Patientinnen hatten eine Indikation zur sekundären Sectio (26,6%). Es zeigte sich eine erhöhte sekundäre Sectiorate für die Erstgebärenden (43,5%) im Vergleich zu den Mehrgebärenden (11,4%). Manöver zur Entwicklung der Neonaten waren in beiden Gruppen gleich häufig. Der Mittelwert des arteriellen Nabelschnur-pH nach Spontanpartus war sowohl für die Gruppe der Erstgebärenden (7,18) als auch für die Mehrgebärenden (7,19) ohne Anhalt für Asphyxie bei unauffälligen 10 min APGAR-Werten in beiden Gruppen (9,9 und 9,7). Die Eröffnungsperiode war bei Zweit-/Mehrgebärenden 179 min (PI 394 min vs. ≥ PII 215 min), die Austreibungsperiode 41 min (PI 80 min vs. ≥ PII 39 min) kürzer. Kein Kind wurde schwer geschädigt oder verstarb intra- oder postpartal.

Schlussfolgerung: Die Leitung der vaginalen Geburt aus BEL ist sowohl für die Erst- als auch für die Zweit-/Mehrgebärende bei erhöhter sekundärer Sectiowahrscheinlichkeit für die Erstgebärende ein sicheres Verfahren. Insbesondere in Hinblick auf die erhöhte maternale und perinatale Morbidität einer elektiven Sectio ist die vaginale Entbindung zu diskutieren.