Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P01_12
DOI: 10.1055/s-0035-1566570

Cytomegalie Virus (CMV)-Infektion bei Neugeborenen – unterschätztes Risiko im klinischen Alltag? Epidemiologische Aspekte aus Sachsen-Anhalt

C Spillner 1, 2, B Brett 2, C Fritzsch 3, S Fest 4, A Redlich 5, J Färber 6, B Doßow 7, D Götz 1, A Köhn 1, A Rißmann 1
  • 1Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt, Medizinische Fakultät der OvG-Universität Magdeburg, Magdeburg, Germany
  • 2Kinderzentrum Magdeburg gGmbH, Sozialpädiatrisches Zentrum Magdeburg, Magdeburg, Germany
  • 3Sozialpädiatrisches Zentrum, Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle, Halle, Germany
  • 4Universitätskinderklinik, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Germany
  • 5Universitätsfrauenklinik, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Germany
  • 6Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Germany
  • 7Personalärztlicher Dienst, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Magdeburg, Germany

Die konnatale CMV-Infektion wird durch mütterliche Serumprävalenz (59% für alle Frauen) bestimmt (Virus-Übertragung über Plazenta/Muttermilch mit Infektionsraten von jeweils 26 – 57% und 63%). Häufigste nicht impfpräventive Infektion in der Schwangerschaft (Prävalenz 0,2% Deutschland).

Verbesserte Diagnostik, Aussicht auf die sekundäre Prophylaxe (Verhinderung Transmission) und Leitlinie zu schwangerschaftsrelevanten Virusinfektionen lenken den Fokus auf die perinatale CMV-Infektion.

Ziel: Darstellung epidemiologischer Aspekte der konnatalen CMV in Sachsen-Anhalt im Zeitraum 2005 – 2014

Methodik: Für eine epidemiologische Hochrechnung werden verschiedene Quellen aus Sachsen-Anhalt genutzt (Capture-Recapture-Methodik):

  • Datenanalyse der Meldungen aus dem Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt aus 172.544 Geborenen. Fälle von CMV-Infektion und angeborener ZNS-Anomalie (einschließlich Mikrozephalus, muskulärer Hypotonie, Hör- und Sehstörung, Wachstumsretardierung, Frühgeburtlichkeit) werden hinsichtlich Schwangerschaftsausgang und im zeitlichem Verlauf ausgewertet.

  • Datenanalyse angeborener CMV-Infektionen Perinatalzentrum Level 1 (jährlich ca. 1.250 Geburten)

  • Hörstörungen im Alter von 3 Jahren Geburtsjahrgänge 2011 und 2012 Neugeborenen-Hörscreening (33.367 Lebendgeborene)

  • Anzahl Fälle angeborener CMV, Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) Halle und Magdeburg

  • Evaluierung %-Anteil CMV seronegativer Mitarbeiterinnen Universitätsklinikum Magdeburg

Ergebnis: Die errechnete Geburts-Prävalenz von einer symptomatischen CMV-Infektion für die Region Mitteldeutschland liegt zwischen 0,6 pro 1.000 Geburten (0,06%) und 1,8 pro 1.000 Geburten (0,18%).

Schlussfolgerung: Dank verfeinerter diagnostischer Verfahren wird die Rate der in der Schwangerschaft detektierten CMV-Infektionen steigen und es stellt sich die Anforderung eine symptomatische (für das Ungeborene verbunden mit cerebralen Anomalien oder Hör- und Sehstörungen) von einer asymptomatischen Infektion zu differenzieren.