Gesundheitswesen 2015; 77 - A268
DOI: 10.1055/s-0035-1563224

Versorgungsrealität depressiver Patienten in einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik – eine Analyse der Basisdokumentation (BADO) der Jahre 1997 bis 2006

C Mohr 1, J Höffler 2, KH Beine 3
  • 1OTH Regensburg, Regensburg
  • 2Martin Luther Krankenhaus Psychiatrie, Bochum
  • 3Universität Witten-Herdecke, Witten

Anliegen: Die vollstationäre Versorgungssituation in einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik von depressiven Menschen (F32/F33) wird mittels Analyse der BADO-Daten über einen 10-Jahreszeitraum dargestellt. Neben den soziodemographischen Entwicklungen, werden auch Veränderungen in der Behandlungszeit, Rezidivrate und Krankheitsschwere analysiert. Ferner sollten Prädiktoren für die Wiederaufnahme ermittelt werden. Methode: Die Analyse basiert auf Daten der psychiatrischen Basisdokumentation (DGPPN-BADO) aller in den Jahren 1997 bis 2006 in die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg konsekutiv vollstationär aufgenommenen Patienten (n = 3862) mit an erster Stelle angeführten Diagnosen gemäß ICD-10 F32.xx und F33.xx. Ergebnisse: Im Zeitraum von 10 Jahren konnte beobachtet werden: Patienten mit der Diagnose depressive Episode bzw. rezidivierende depressive Störung werden tendenziell jünger und leben mehr alleine. Das mittlere Alter bei der Aufnahme ist vergleichsweise hoch und liegt bei 53 Jahren. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, wobei die männlichen Behandlungsfälle im Jahresverlauf signifikant zunehmen. Es zeigt sich ein signifikanter Anstieg der schulischen und beruflichen Bildung. Die diagnostizierten psychiatrischen Komorbiditäten steigen im Laufe der Jahre signifikant an. Die mittlere Krankenhausverweildauer ist im nationalen Vergleich relativ kurz und in den 10 Jahren um 16,7% rückläufig. Die mittlere kumulierte Verweildauer verkürzt sich nur tendenziell. Die Patienten werden gemäß GAF-, und CGI-Werten kränker aufgenommen und kränker entlassen. Der in der kürzeren Zeit zu erzielende Behandlungserfolg ist geringer und die Patienten werden kränker entlassen. Die im schlechteren Zustand entlassenen Patienten kommen häufiger binnen Jahresfrist wieder zur Aufnahme. Prädiktoren für die Wiederaufnahme sind u.a. weibliches Geschlecht, Entweichungen während des stationären Aufenthaltes und ein niedriger Grad der Besserung bei der Entlassung. Schlussfolgerung: Über einen längeren Zeitraum (5 Jahre) egalisieren sich durch die häufigeren Rezidive die vermeintlichen Kostenvorteile durch die kürzere Dauer der einzelnen Behandlungsepisode.

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