Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10 - LB4
DOI: 10.1055/s-0035-1556573

Antikoagulantientherapie mit Phenprocoumon bei Diabetikern weniger effektiv als bei Nichtdiabetikern

C Bickel 1, N Wilde 1, C Kowitz 1, J Prochaska 2, 3, M Coldewey 2, 3, K Keller 2, 3, S Goebel 2, A Ullmann 3, H Lamparter 3, S Konstantinides 2, 3, H Schinzel 3, T Münzel 2, 3 PS Wild 2, 3, thrombEVAL Studiengruppe
  • 1BwZkrhs, Koblenz, Germany
  • 22. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Germany
  • 3Centrum für Thrombose und Hämostase, Mainz, Germany

Fragestellung: Die orale Antikoagulantientherapie mit Phenprocoumon stellt eine gut etablierte Therapiemaßnahme zur Prävention und Therapie von Thromboembolien im klinischen Alltag dar. Bei zunehmenden Zahlen an Diabetikern und Antikoagulantienpatienten existieren keine relevanten Daten bezüglich der Suffizienz einer Antikoagulantientherapie bei Diabetiker verglichen mit Nichtdiabetikern.

Methodik: Das thrombEVAL Studienprogramm untersucht die Qualität der Antikoagulantientherapie mit Phenprocoumon im klinischen Alltag. Diese Analyse vergleicht die Suffizienz der Antikoagulation bei Diabetikern und Nichtdiabetikern.

Ergebnisse: Patienten (n = 2005) zeigen in der untersuchten Studienpopulation einen hohen Diabetikeranteil (n = 617; 30,8%). Hauptindikation für die Antikoagulantientherapie in der Diabetikergruppe sind Vorhofflimmern (70,7%), periphere Bypassoperation (12%), Herzklappenerkrankung (7%), Thrombose (4,4%), Lungenembolie (4,4%) und andere (3,4%) (Mehrfachnennung möglich). Der Hauptunterschied in der Indikationsstellung zwischen Diabetikern und Nichtdiabetikern liegt in der signifikant höheren Rate von peripheren Bypässen (12,2% vs. 6,1%; p < 0,0001) und Vorhofflimmern (70,7% vs. 64,3%; p = 0,0057). Der Anteil der Patienten mit Lungenembolie (4,4% vs. 9,1%; p = 0,00017) und Herzklappenerkrankung (7,0% vs. 10,9%; p = 0,0068) ist bei Diabetikern hingegen signifikant niedriger.

Die Time in therapeutic range (TTR = Prozentanteil der Tage im therapeutischen Bereich der individuellen International Normalized Ratio = INR) wird als Maß einer suffizienten Antikoagulantientherapie definiert. Nur bei 1369 Patienten war die Dokumentation der INR Werte so suffizient, dass eine TTR Berechnung möglich war. Bei Diabetikern (n = 401) ist die TTR signifikant niedriger (TTR = 66,5%) verglichen mit Nichtdiabetikern (n = 938) (TTR = 70,6%; p = 0,0033).

Schlussfolgerungen: Das Erreichen einer suffizienten therapeutischen Antikoagulantientherapie mit Phenprocoumon scheint bei Diabetikern schwieriger realisierbar zu sein als bei Nichtdiabetikern. Insbesondere Diabetiker mit Herzinsuffizienz und Niereninsuffizienz weisen signifikant schlechtere TTR Raten auf.