Pneumologie 2015; 69 - A2
DOI: 10.1055/s-0035-1552901

Diagnostik primärer Lungentumore beim Pferd

H Gehlen 1
  • 1Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und Radiologie der Freien Universität Berlin

Im Vergleich zum Menschen ist die Häufigkeit primärer Lungentumoren beim Haustier (einschließlich dem Pferd) unter 1%. Damit ist die Häufigkeit primärer Lungentumore deutlich geringer als die der Lungentumore, die ihren Ursprung in einem anderen Organsystem haben und sekundär in die Lunge metastasiert sind. Mögliche primäre Lungentumore des Pferdes sind der Granularzelltumor, das bronchoalveoläre Adenokarzinom, das zystisch-muzinöse Adenokarzinom, das anaplastische bronchiale Karzinom und das pulmonale Chondrosarkom. Beim Granularzelltumor handelt es sich dabei um den häufigsten primären Lungentumor des Pferdes.

Pferde mit Lungenneoplasien können klinisch über lange Zeit unauffällig sein bzw. lediglich unspezifische Symptome zeigen. Das klinische Bild gleicht häufig dem eines Pferdes mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung. Deshalb ist zur weiteren Diagnostik neben der Endoskopie insbesondere das Thoraxröntgen, eventuell kombiniert mit einer gezielten Lungenbiopsie, für eine ante mortem Diagnose hilfreich.

Die ultrasonographische Untersuchung des Thorax gibt nur über Pleura nahe Neoplasien Auskunft und ist deshalb nur begrenzt sinnvoll. Hämatologische und blutchemische Untersuchungen sowie Analysen von Tracheobronchialsekret sind meist unspezifisch. Aufgrund des meist progressiven Verlaufes mit zunehmender Verschlechterung der klinischen Symptomatik und der ungünstigen bis infausten Prognose bei primären Lungentumoren werden die betroffenen Pferde fast immer euthanasiert. In den Fällen, wo der Tumor sich als isolierter Knoten darstellt (z.B. beim Granularzelltumor), ist der Versuch einer transendoskopischen, elektrochirurgischen Entfernung möglich. Auch die Entfernung der betroffenen Lungenhälfte wurde in der Literatur beschrieben.

Die möglichen Ätiologien des chronisch hustenden Pferdes sind vielfältig. Neben der klinischen Untersuchung sollte bei jedem chronisch hustenden Pferd eine vollständige endoskopische Untersuchung und eine röntgenologische Untersuchung des Thorax durchgeführt werden. Bei Verdacht auf ein tumoröses Geschehen sollte transendoskopisch oder transthorakal unter Röntgen- oder ultrasonographischer Kontrolle eine Biopsie entnommen werden.