Rofo 2015; 187 - WISS307_3
DOI: 10.1055/s-0035-1551157

Akutes Nierenversagen in der multimodalen Evaluation vor und nach perkutanem Aortenklappenersatz: Inzidenz und Risikofaktoren

C Schneider 1, A Brumberg 1, F Roller 1, J Rixe 2, P Roth 3, G Krombach 1
  • 1Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Gießen
  • 2Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Medizinische Klinik I – Kardiologie und Angiologie, Gießen
  • 3Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Herz-, Kinderherz- und Gefäßchirurgie, Gießen

Zielsetzung:

Schon während der Vorbereitung eines perkutanen Aortenklappenersatzes (TAVI) mittels Koronarangiografie und Computertomografie sowie ggf. während der Implantation erhalten Patienten wiederholt parenterale jodhaltige Kontrastmittel (KM). KM stellen ein Risiko für ein akutes Nierenversagen dar (Kontrast-induziertes Akutes Nierenversagen, KI-ANV), welches mit einer erhöhten Mortalität einhergeht. Ziel unserer Studie war, die Inzidenz des KI-ANV zu untersuchen und Risikofaktoren zu identifizieren.

Material und Methodik:

Retrospektive Analyse der Datensätze von Patienten, die mindestens eine KM-Untersuchung zur TAVI-Evaluation erhielten. Die Inzidenz des KI-ANV (gemäß KDIGO 2012) wurde korreliert (multiple logistische Regression) mit möglichen Risikofaktoren: Nierenfunktion (eGFR), Herzinsuffizienz (LVEF < 50%, HI), Diabetes (DM), KM-Menge, Dauer der Evaluationsperiode (DE).

Ergebnisse:

Von 207 konsekutiven Patienten (4/2009 – 10/2013) konnten 98 eingeschlossen werden (mittl. Alter 81 Jahre, 49 männlich, mittl. eGFR 59 ml/min, HI = 35, DM = 37, mittl. KM-Menge 274 ml, mittl. DE 6 Tage). Ein KI-ANV trat bei 67 (68%) Patienten auf und korrelierte invers mit der eGFR (p < 0,01) als einzigem unabhängigen Risikofaktor. KM-Menge (p < 0,01), HI (p = 0,05) und DM (p = 0,05) waren positiv korreliert in Abhängigkeit von der eGFR. Bei 36 (54%) Patienten trat das KI-ANV bereits während der Evaluationsphase auf und 13 (19%) Patienten mit KI-ANV erhielten keine TAVI. 21 (21%) Patienten verstarben noch während des stationären Aufenthaltes, davon hatten 18 (86%) ein KI-ANV und 9 (43%) erhielten keine TAVI. Die 1-Jahres Mortalität betrug 40%. Von 39 nach einem Jahr verstorbenen Patienten hatten 31 (79%) ein KI-ANV.

Schlussfolgerungen:

Die Inzidenz des KI-ANV ist hoch und es tritt in mehr als der Hälfte der Fälle vor der Implantation auf. 19% der Patienten haben zudem keinen Benefit, da es nie zu einer Implantation kommt. Das KI-ANV korreliert zudem mit der hohen Mortalität. Die Beachtung der Risikofaktoren kann unnütze und schädliche Maßnahmen verhindern.