Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10 - P270
DOI: 10.1055/s-0035-1549776

Wolcott-Rallison Syndrom – eine seltene autosomal rezessive Erkrankung mit neonatalem Diabetes

M Fath 1, N Datz 1, C Freiberg 2, T Biester 1, S Kerstin 1, W von Schütz 1, J Kohlhase 3, O Kordonouri 1, T Danne 1
  • 1AUF DER BULT Zentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
  • 2Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Göttingen, Germany
  • 3Praxis für Humangenetik, Freiburg, Germany

Hintergrund: Wolcott-Rallison Syndrom (WRS) ist eine seltene Krankheit, die mit neonatalem Diabetes, Skelettdysplasie und Minderwuchs einhergeht. Als lebensbedrohliche Komplikation des WRS zählt ein akutes Leberversagen im Rahmen von banalen Infekten.

Fallvorstellung: Wir berichten über ein 7 Jahre altes afghanisches Mädchen, das an einem insulinpflichtigen Diabetes ohne Autoimmunität seit dem 3 Lebensmonat erkrankt ist. Die Patientin hat seit Beginn der Erkrankung eine intensivierte konventionelle Insulintherapie (Insulinbedarf 1 IE pro kg/KG, HbA1c 7,9%). Zusätzlich besteht eine kongenitale Hüftdysplasie. Im Alter von 2 Jahren fanden eine Umstellungsosteotomie und danach eine Reluxation der rechten Hüfte statt. Ferner rezidivierende Episoden mit Ikterus und Hepatopathie, Kleinwuchs (< 3 Perzentile) und eine exokrine Pankreasinsuffizienz mit Dystrophie. Die Eltern sind Cousin und Cousine 3. Grades.

Methoden: Eine molekulargenetische Untersuchung des EIF2AK3-Gens mittels PCR-Amplifikation und direkter Sequenzierung aller kodierenden Exons und der angrenzenden Intronbereiche zeigte die Mutation c.1A>G, p.M1? in Exon 1 im homozygoten Zustand. Der klinische Verdacht auf ein WRS konnte somit bestätigt werden. Die Mutation c.1A>G, p.M1?, wurde bisher noch nicht beschrieben, ist aber aufgrund der Veränderung des Startkodons als krankheitsverursachend einzuschätzen.

Schlussfolgerung: Ein WRS sollte bei Kindern mit einem permanenten Neonatalen Diabetes, Skeletdysplasie und/oder einem akuten Leberversagen in Betracht gezogen werden. Eine engmaschige Überwachung der Diabetestherapie und die Einstellung auf eine Insulinpumpentherapie sind zur Vermeidung von schweren Hypoglykämien und Ketoazidosen zu empfehlen. Eine Allgemeinanästhesie kann zu einer Verschlechterung des Stoffwechsels mit lebensgefährlichen Komplikationen führen und ist, wenn nicht dringend notwendig, zu vermeiden.