Gesundheitswesen 2014; 76 - A155
DOI: 10.1055/s-0034-1387005

„Umwelt, Soziale Lage und Gesundheit bei Kindern in Frankfurt am Main“ – Welche Parameter (umweltbezogene, soziale und gesundheitsbezogene) beeinflussen die Lebensqualität und den Gesundheitszustand der Kinder?

M Schade 1, U Heudorf 1, C Hornberg 2
  • 1Amt für Gesundheit, Frankfurt am Main
  • 2Universität Bielefeld, Bielefeld

Zielsetzung: „Umweltgerechtigkeit“ wird als Themenfeld der Gesundheitsberichterstattung in der Stadt Frankfurt thematisiert. Dazu wurden Daten zu Umweltbelastungen und -ressourcen im Wohnumfeld, zur sozialen Lage sowie dem Gesundheitszustand bei Kindern im Alter von 3 – 10 Jahren in vier Frankfurter Stadtteilen erhoben und verglichen, u.a. auch um soziale Ungleichheiten in Bezug auf umweltbezogene Belastungen und Ressourcen aufzeigen zu können. Ziel der hier durchgeführten Analyse war es aufzuzeigen, ob auch umweltbezogene Faktoren neben sozialen und gesundheitsbezogenen Aspekten die Lebensqualität und den Gesundheitszustand 3 – 10-jähriger Kinder beeinflussen.

Methoden: Vier Stadtteile wurden mittels Entwicklung eines Umwelt- und Sozial-Index durch Nutzung von vorhandenen Aggregatdaten auf Stadtteilebene ausgewählt. Die Datenerfassung der Vollerhebung (Gesamt: 5321 Kinder) mit quantitativem Querschnittsstudiendesign erfolgte mittels standardisiertem Fragebogen. Berücksichtigt wurden Angaben der Eltern (oder Bezugspersonen) mit Kindern im Alter von 3 – 10 Jahren. Der Zugang erfolgte in Grundschulen und Kindergärten und ca. 2000 Eltern wurden postalisch angeschrieben. Zur Bestimmung möglicher Einflussfaktoren wurden neben vorhandenen sozialen und gesundheitlichen Parametern auch umweltbezogene Indices gebildet (z.B. mittels Faktorenanalyse). Diese wurden anschließend in Modellberechnungen mit den anderen Informationen einer multiplen logistischen Regression zugeführt, um den Einfluss einzelner Parameter zu bestimmen. Notwendige Parameter wurden zuvor dichotomisiert.

Ergebnisse: 2172 Eltern füllten einen Fragebogen aus (Rücklauf 40,8%). Die Stichprobe entspricht bzgl. der Alters-, Geschlecht- und Stadtteilherkunft der ausgehenden Grundgesamtheit.

Univariate Zusammenhangsanalysen belegen, dass umweltbezogene Aspekte die Gesundheit von Kindern beeinflussen: Eine höhere umweltbezogene Belastung, eine schlechtere Infrastruktur für Kinder durch Grün und Spielplätze, die Lärmbelästigung durch mehrere Lärmquellen, und eine schlechtere Luftqualität und schlechtere soziale Bedingungen/Kriminalität führen zu schlechteren Resultaten bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand der Kinder (p < 0,05).

Die multivariaten Analysen zeigen, dass eine schlechtere Infrastruktur durch Grün und Spielplätze (OR 1,44), die Lärmbelästigung durch mehrere Lärmquellen (OR 1,64), selteneres Spielen im Freien (OR 1,88) sowie ein höheres Alter (1,32), ein guter/mittelmäßiger Gesundheitszustand (OR 3,16), das Vorliegen von Schlafschwierigkeiten (OR 2,32) und vor allem empfundener Stress (OR 7,85) die Chance für das Vorliegen einer schlechteren Lebensqualität erhöht. In Bezug auf den allgemeinen Gesundheitszustand ist festzustellen, dass die Lärmbelästigung durch mehrere Lärmquellen (OR 1,42), eine schlechte Luftqualität (OR 2,15), selteneres Spielen im Freien (OR 1,63), sowie ein niedrigerer Sozialstatus (OR 1,84), schlechte soziale Bedingungen/Kriminalität im Wohnumfeld (OR 1,69) sowie gesundheitliche Aspekte (schlechte Lebensqualität OR 3,12; Schlafschwierigkeiten OR 1,71; das Vorliegen einer chronischen Krankheit OR 3,12 bzw. einer umweltbezogenen Erkrankung OR 2,22) die Chance eines „guten/mittelmäßigen“ Gesundheitszustandes statt „sehr guten“ Gesundheitszustand begünstigt.

Schlussfolgerung: Die Primärerhebung zur Thematik „Umwelt, Soziale Lage und Gesundheit bei Kindern in Frankfurt“ zeigt, dass umweltbezogene Faktoren neben sozialen und gesundheitsbezogenen Aspekten die Lebensqualität und den Gesundheitszustand von Kindern beeinflussen und bei der Bewertung gesundheitlicher Endpunkte zunehmend Berücksichtigung finden sollten.