Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9 - P170
DOI: 10.1055/s-0034-1375027

Welche oralen Anti-Diabetika (OAD) würden praktizierende Ärzte sich selbst (nicht) verschreiben?

S Jacob 1, 2, H Kanthak 3, M Halle 4, M Leschke 3
  • 1Kardio-Metabolisches Institut, Villingen, Germany
  • 2Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, TUM, AG Kardio Metabolische Versorgungsforschung, München, Germany
  • 3Städt. Klinikum, Kardiologie, Esslingen, Germany
  • 4Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, München, Germany

Fragestellung: Bei der Auswahl von OAD sind Faktoren wie Effektivität und Dauer der Blutzuckerkontrolle, Einfachheit bei Anwendung und Sicherheit für den Arzt wichtig, doch spielen budgetäre Gründe eine besondere Rolle. Um zu sehen, welche OAD der Arzt bevorzugt einsetzen würde, befragten wir Allgemeinmediziner und Internisten, welche OAD sie selbst, wenn sie DM 2hätten, in welcher Reihenfolge sich selbst (nicht) verschreiben würden.

Methodik: Ärzte wurden bundesweit bei Fortbildungen/Kongressen mit einem strukturierten, anonymen Fragebogen bezüglich des DM 2 -Managements in ihrer Praxis befragt. Hier stellen wir die Zwischenergebnisse der von 889 Ärzten für sich selbst bevorzugten Therapie-Eskalation vor; dabei wurden OAD aufsteigend nummeriert (eins = sehr gerne bis 7 = sehr ungern), bzw. die unbeliebtesten (1 = absolut unbeliebt -am wenigsten unbeliebt = 7).

Ergebnisse: Dabei ergab sich in beiden Analysen ein klares Bild ab:

Beliebt an erster Stelle steht Metformin (1,44); dann DPP-4 H (1,91), SGLT2-H.(3,7); Pioglitazon (4,1), Acarbose (5,11) und zuletzt der Sulfonylharnstoff (6,25); umgekehrt in der Kategorie Unbeliebt führten die SU (1,65); gefolgt von Acarbose (2,79) Piogl. (3,8); SGLT2-H. (4,53); DPP-4 H. (6,25) und Metformin (6,56).

Schlussfolgerung: Als DM 2-Betroffene würden Ärzte sich, im absoluten Kontrast zu den von Kostenträgern geforderten vorrangigen Verschreibungen der günstigen Präparate (= SU), diese an allerletzter Stelle verordnen, die SU führen auch die "Liste der Unbeliebtsheit" an. Gründe hierfür sind vielfältig, insbesondere auch eigene negative Erfahrungen sowie zunehmende wissenschaftliche Erkenntnis der relevanten Nebenwirkungen.

Diese Ergebnisse zeigen somit einen erheblichen Konflikt des Arztes bei der Verordnung zwischen Zwängen und eigener freien Wahl an.