Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9 - FV24
DOI: 10.1055/s-0034-1374881

Vergleich von zwei Algorithmen zur Basis-Bolus-Insulintherapie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 im Krankenhaus

JK Mader 1, KM Neubauer 1, L Schaupp 1, F Aberer 1, K Donsa 2, T Augustin 2, B Höll 2, S Spat 2, P Beck 2, J Plank 2, TR Pieber 1, 2
  • 1Medizinische Universität Graz, Endokrinologie und Stoffwechsel, Graz, Austria
  • 2Joanneum Research GmbH, HEALTH, Graz, Austria

Fragestellung: Ziel der gegenwärtigen Studie war es, zwei Versionen eines in den Arbeitsablauf integrierten Algorithmus zur Basis-Bolus-Insulintherapie (REACTION-Algorithmus) bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (T2D) auf der Normalstation zu untersuchen.

Methodik: Zwei Versionen des auf einem Tablet-PC installierten REACTION-Algorithmus wurden verwendet. Der Blutzucker (BZ) wurde jeweils viermal täglich (präprandial, Bedtime) gemessen, die Insulininjektionen wurden laut Algorithmusvorschlag verabreicht. Die Tagesdosisberechnung (TDD; 50% Basalinsulin, 50% Bolusinsulin zu den drei Hauptmahlzeiten mit Korrektur im Bedarfsfall) erfolgte einmal täglich durch den Algorithmus. Beim weiterentwickelten Algorithmus erfolgte eine Neuverteilung der Bolusinsulindosis über den Tag, TDD und die 50: 50-Verteilung blieben unverändert.

Ergebnisse: Jeder Algorithmus wurde bei 15 Patienten mit T2D verwendet (ursprünglicher Algorithmus: 4 Frauen, Alter 69 ± 10 Jahre, HbA1c 76 ± 30mmol/mol, BMI 29 ± 6 kg/m2; weiterentwickelter Algorithmus: 7 Frauen, Alter 73 ± 11 Jahre, HbA1c 62 ± 18mmol/mol, BMI 30 ± 7 kg/m2). Der mittlere BZ lag bei 163 ± 34 mg/dl (ursprünglicher Algorithmus) vs. 148 ± 25 mg/dl (weiterentwickelter Algorithmus). 6/456 (1,3%) bzw. 7/457 (1,5%) der Messwerte lagen unter 70 mg/dl (ursprünglicher vs. weiterentwickelter Algorithmus). In beiden Gruppen lag kein BZ-Wert unter 40 mg/dl. Die mittlere TDD betrug 47 ± 28E (Basis: 20 ± 13E, Bolus: 27 ± 16E) und 47 ± 27E (Basis: 22 ± 12E, Bolus: 25 ± 15E) (ursprünglicher vs. weiterentwickelter Algorithmus). Die Algorithmusvorschläge wurden in 98,3% bzw. 99,1% (TDD), 98,1% bzw. 94,4% (Basalinsulin), 95,2% bzw. 96,4% (Bolusinsulin) befolgt (jeweils ursprünglicher vs. weiterentwickelter Algorithmus).

Schlussfolgerungen: Der weiterentwickelte REACTION-Algorithmus konnte die Blutzuckereinstellung ohne erhöhtes Hypoglykämierisiko verbessern. Die Algorithmusvorschläge wurden bei beiden Algorithmusversionen in hohem Masse befolgt. Die Insulindosen waren bei beiden Algorithmusversionen vergleichbar. Durch den REACTION-Algorithmus könnte das Blutzuckermanagement im Krankenhaus verbessert werden.

Unterstützt von der Europäischen Kommission, Projekt REACTION (FP7/248590)