Pneumologie 2014; 68 - A19
DOI: 10.1055/s-0033-1364144

Hämoptysen – Der besondere Fall einer Tropischen Lungeneosinophilie

C Röder 1, I Bork 1, S Böhm 1, B Wollschläger 1, B Schmidt 1
  • 1Poliklinik und Klinik für Innere Medizin I (Abteilung Pneumologie), Universitätsklinikum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle-Saale

Es soll eine spannende Kasuistik demonstriert werden. Ein 50-jähriger Schwarzafrikaner der seit 32 Jahren in Deutschland lebt, stellte sich wegen Thoraxschmerz über den Notfall vor. Bei erhöhtem Troponin und BNP wurde über die Koronarangiografie die Diagnose einer koronaren 3-Gefäßerkrankung gestellt und der Patient mittels PCI und Stent versorgt, ergänzt durch eine Therapie mit ASS und Clopidogrel. Im EKG ließen sich ein AV-Block I, passageres Vorhofflattern sowie eine T-Negativierung in aVR, aVL, V1-V5 nachweisen. Neben einer Erhöhung des Kreatinin, CRP und des Interleukin-2-Rezeptor fanden sich eine Eosinophilie und Anämie.

Bei Fieber, Nachtschweiß, Hämoptysen und Atemnotanfällen ergab die Bronchoskopie eine schwere Tracheobronchitis. Beidseitige pulmonale Infiltrate und ein Leberparenchymschaden ergänzten die Befundvielfalt.

Aufgrund dieser Befundkonstellation erfolgte eine Stuhluntersuchung auf Parasiten mit positivem Befund für Strongyloides stercoralis. Es erfolgte eine Therapie mit Mebendazol.

Strongyloides stercoralis – der Zwergfadenwurm kommt in tropischen Regionen vor. Weltweit sind etwa 50 – 100 Millionen Menschen infiziert. Die Larven dringen durch die Haut ein, wandern hämatogen oder lymphogen in die Lunge, werden verschluckt und im Dünndarm entwickeln sich adulte Weibchen, die Eier ablegen, aus denen die Larven schlüpfen. Durch den Stuhl ausgeschieden gelangen die Wurmlarven in die Umwelt. Eine Übertragung der Larven kann von Mensch zu Mensch und von Tier (Hund) zu Mensch erfolgen.

Unter gewissen Umständen kann aus einem harmlosen Zwergfadenwurmbefall eine disseminierte Strongyloidiasis, ein schweres Krankheitsbild resultieren. Die Befund- und Symptomkonstellation unseres Patienten kann durch den Infektionsweg erklärt werden. Hämorrhagien, Pneumonie und Fieber treten während der Lungenpassage der Larven auf.

Wir postulieren, dass die Infektion unseres Patienten während der Kindheit, die er in Mosambik beim Stamm der Makua verlebte stattgefunden hat. Es kann bis zu 30 Jahren dauern, bis die Immunabwehr eines Menschen gegen die rezidivierenden Autoinfektionen nachlässt.

Während eines Urlaubsaufenthaltes in tropischen Regionen kann sich ein Tourist eine Infektion mit Strongyloides stercoralis zuziehen. Deshalb sollte bei Eosinophilie und bei Patienten mit geplanter immunsuppressiver Therapie eine ausführliche Reiseanamnese erfolgen.