Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po12_3
DOI: 10.1055/s-0033-1361458

Vaginale Geburt oder Kaiserschnitt bei Frühgeborenen eines Geburtsgewichtes unter 1500 g – Retrospektive Analyse des Outcomes

AJ Fuchs 1, C Geißler-Tertilt 1, J Steetskamp 2, C Hofmann 3, P Brockerhoff 2, E Mildenberger 4
  • 1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Mainz, Germany
  • 2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten, Mainz, Germany
  • 3Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin/Neuro- und Entwicklungspädiatrie, Mainz, Germany
  • 4Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin/Perinatologie, Mainz, Germany

Fragestellung: In der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten der Universitätsmedizin der JGU Mainz wird bei Frühgeborenen eines erwarteten Geburtsgewichtes unter 1500 g die Geburt per Kaiserschnitt angestrebt. Diese Studie untersucht, ob die dennoch vaginal geborenen Frühgeborenen der Jahrgänge 2004 – 2011, im direkten Vergleich zu per Kaiserschnitt geborenen Frühgeborenen ein schlechteres Outcome hatten.

Methodik: Eingeschlossen in diese retrospektive, unizentrische Studie wurden 52 Einlingsfrühgeborene unter 1500 g. Es wurden ausschließlich Frühgeborenen betrachtet, die aufgrund einer Muttermundseröffnung, eines vorzeitigen Blasensprungs, vorzeitiger Wehen, eines verkürzten Zervixkanals, eines mütterlichen Anstiegs der Entzündungsparameter und/oder mütterlichen Fiebers per Kaiserschnitt oder vaginal geboren wurden. Wir verglichen Mortalität bis zur Entlassung, Inzidenz intracranieller Blutungen (ICH) ≥ III°, Dauer der Hospitalisation und Inzidenz von bronchopulmonaler Dysplasie (BPD), nekrotisierender Enterocolitis (NEC); bei Frühgeborenen der Jahrgänge 2008 – 2010 auch das 2 Jahres-Überleben und das entwicklungsneurologische Outcome.

Ergebnis: Zwischen 12 vaginal und 40 per Kaiserschnitt geborenen Frühgeborenen bestand tendenziell kein Unterschied im Outcome. Das Überleben betrug 91,7% vs. 95%, eine ICH ≥ III° erlitten 16,7% vs. 7,5%, die Dauer der Hospitalisation betrug 79 Tage vs. 71 Tage, eine BPD entwickelten 0 vs. 10% und eine NEC erlitten 0 vs. 2,5%. Unabhängig vom Geburtsmodus überlebten alle Frühgeborenen der Jahrgänge 2008 – 2010 den 2-Jahres Beobachtungszeitraum (N = 17) und zeigten im Bayley Scale of infant Development II keine Unterschiede.

Schlussfolgerung: Die eingeschlossenen vaginal geborenen Frühgeborenen unter 1500 g hatten unter Vorbehalt des retrospektiven Charakters dieser Studie durch ihren Geburtsmodus keinen Nachteil. Die Ergebnisse sprechen gegen die obligate Empfehlung einer primären Schnittentbindung.