Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P90
DOI: 10.1055/s-0033-1347862

Konservatives und operatives Management einer infraclaviculären Paravasation von FEC

V Kolovetsiou-Kreiner 1, D Lumenta 1, E Petru 1
  • 1Abteilung für Gynäkologie, Medizinische Universität Graz; Abteilung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, Medizinische Universität Graz

Fragestellung: Paravasate sind seltene Komplikationen im Rahmen von Chemotherapien, die zum Teil zu gravierenden Folgen wie permanenten Muskel-, Gefäß-, und Nervenschädigungen führen. Ihre Inzidenz schwankt in der Literatur zwischen 0,1 – 1%. Therapieempfehlungen haben nur eine geringe Evidenz. Studien zum Management von Paravasaten sind in der Literatur kaum vorhanden. Dexrazoxan, welches zur Vorbeugung kardiotoxischer Effekte von Anthrazyklinen eingesetzt wird, ist für die Therapie von Anthrazyklin-Paravasaten zugelassen. Im Rahmen dieser Fallvorstellung wird die Anwendung von Dexrazoxan bei einer infraclaviculären Paravasation von FEC (5-Fluorouracyl, Epirubicin, Cyclophosphamid) und die darauffolgende plastisch-operative Sanierung des Gewebedefektes dargestellt. Fallbericht: Eine 55-jährige Patientin mit einem Her2-positiven Mammakarzinom links (pT-1b, G-3, pN-0) erhielt nach Segmentresektion li. Eine adjuvante Chemotherapie nach dem FEC-Schema. Nach zwei Zyklen über einem peripheren Zugang erfolgte die Anlage eines Port-a-Cath-Systems. Aufgrund der unklaren Lage des Port-a-Caths wurde die Patientin zum Anstechen an die Transplantationschirurgie überwiesen und konnte nach Erhalt der Chemotherapie in gutem Allgemeinzustand nach Hause entlassen werden. Die Patientin kam 8 Stunden später aufgrund von Schmerzen und Schwellung sowie Rötung der rechten Brust bis in die Achselhöhle in die Notfallsambulanz. Es erfolgte eine stationäre Aufnahme und der Beginn der Therapie mit insgesamt 3 × 2 g Cardioxane-Infusionen (Dexrazoxan) und DMSO 99% (Dimethylsulfoxid) lokal alle 6 Std. Am Tag darauf erfolgte die Explantation des Port-a-caths und die Anlage eines Drains. Die Patientin wurde antibiotisch abgeschirmt und erhielt eine adäquate Schmerztherapie. Am dritten Tag konnte die Patientin nach Hause entlassen werden. Die weiteren Kontrollen erfolgten ambulant alle 2 – 3 Tage. Nach ca. 1 Monat nahmen die Schmerzen zu und Ulzerationen zeigten sich im Paravasat-Bereich. Eine plastische Revision mit Excision der Narbenplatte und gestieltem Latissimus dorsi Muskellappen mit Hautinsel von rechts musste durchgeführt werden. Schlussfolgerung: Die (späte) Anwendung von Dexrazoxan konnte bei unserer Patientin die Spätfolgen des Paravasates nicht wesentlich beeinflussen. Eine operative Sanierung im Sinne einer Lappenplastik war notwendig, um das entzündlich indurierte Gewebe zu entfernen und den Defekt zu decken.