Pneumologie 2013; 67 - P103
DOI: 10.1055/s-0033-1334555

Nutzen der routinemäßigen Kultur der bronchoalveolären Lavage auf Tuberkulose in einem Niedrigprävalenz-Gebiet

HJ Baumann 1, MT Schröder 2, JK Hennigs 3, M Simon 4, A Nierhaus 5, D Wichmann 5, S Kluge 5, H Klose 3
  • 1II. Medizinische Klinik, Sektion Pneumologie, Onkologisches Zentrum, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 3II. Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum, Sektion Pneumologie – Hamburg-Eppendorf
  • 4Klinik für Intensivmedizin Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 5Klinik für Intensivmedizin, Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Hintergrund: Die routinemäßige, kulturelle Untersuchung der bronchoalveolären Lavageflüssigkeit (BAL) auf Tuberkulose (Tbc) wurde für Länder mit mittlerer bis hoher Tuberkuloseprävalenz empfohlen. Der Nutzen einer solchen Praxis für Länder mit niedriger Prävalenz ist unklar. Daten für Deutschland liegen nicht vor. Daher analysierten wir den diagnostischen Nutzen der Routine-BAL-Kultur auf Mykobakterien.

Methode: Mithilfe des Krankenhausinformationssystems des Universtätsklinikums Hamburg-Eppendorf ermittelten wir retrospektiv alle Patienten, bei denen im Zeitraum von 01/2010 bis 08/2011 eine BAL-Kultur auf Tbc angelegt worden war. Es wurden Daten zur Anamnese, Klinik und serologischen sowie radiologischen Befunden erhoben. Bisher ist es Standard, die BAL-Flüssigkeit regelhaft hinsichtlich Tuberkulose untersuchen zu lassen, auch wenn die Diagnose eher unwahrscheinlich erscheint.

Ergebnisse: Insgesamt wurden die BAL-Ergebnisse von 640 Patienten (224 Frauen, 416 Männer) untersucht. Das mittlere Alter betrug 57 ± 16 Jahre. 46% waren immunsupprimiert. Bei 16 Patienten (2,5%) wurden Mykobakterien in der BAL-Kultur nachgewiesen: 12 Fälle mit Mycobacterium tuberculosis (1,9%) and 4 Fälle mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien (0,6%). Das Interferon-gamma release Assay (IGRA) war in 10 der 16 BAL-Tbc-positiven Fälle getestet worden und in keinem Fall negativ. Patienten ohne radiologische Befunde, die mit einer Tbc vereinbar waren, hatten in keinem Fall einen Tbc-Nachweis in der BAL-Kultur.

Schlussfolgerung: Routinemäßige Kulturen der BAL auf Tuberkulose erscheinen entbehrlich in Ländern mit niedriger Tbc-Prävalenz. IGRA und die radiologische Befundkonstellation sind hilfreich bei der Entscheidung, ob eine Tbc-Kultur auf Mykobakterien sinnvoll ist.