Z Orthop Unfall 2013; 151(1): 48-51
DOI: 10.1055/s-0032-1328193
Kindliche Frakturen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ultraschallbasierte Therapiesteuerung bei subkapitalen Humerusfrakturen im Wachstumsalter

Ultrasound-Based Treatment of Proximal Humerus Fractures in Children
O. Ackermann
1   Orthopädie und Unfallchirurgie, Sana-Klinikum Duisburg, Klinik der Sana-Gruppe
,
K. Eckert
2   Klinik für Kinderchirurgie, Elisabeth-Krankenhaus Essen, Essen, Germany
,
C. Rülander
1   Orthopädie und Unfallchirurgie, Sana-Klinikum Duisburg, Klinik der Sana-Gruppe
,
S. Endres
1   Orthopädie und Unfallchirurgie, Sana-Klinikum Duisburg, Klinik der Sana-Gruppe
,
C. von Schulze Pellengahr
3   Orthopädische Universitätsklinik im St. Josef Hospital, Kliniken der Ruhruniversität Bochum, Bochum
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Publication History

Publication Date:
19 February 2013 (online)

Zusammenfassung

Einführung: Die Therapie subkapitaler Humerusfrakturen im Wachstumsalter wird wesentlich von der Achsabweichung der Fraktur bestimmt. Die radiologische Standarddiagnostik in 2 Ebenen ist fehleranfällig und birgt die Gefahr relevanter Fehlbestimmungen und damit einer falschen Therapie. Ziel der Untersuchung war es, die Sicherheit der Ultraschalldiagnostik zur Bestimmung der Achsabweichung zu prüfen. Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Multicenterstudie erfolgte bei Patienten von 0–12 Jahren mit dem klinischen Verdacht auf eine subkapitale Humerusfraktur initial eine sonografische Untersuchung des proximalen Humerus mit einem 10-MHz-Linearschallkopf in 4 Ebenen und die Bestimmung der maximalen Abweichung. Im Anschluss erfolgte die Standardröntgendiagnostik des proximalen Humerus in 2 Ebenen mit Bestimmung der maximalen Achsabweichung. Die Sicherheit der Untersuchung wurde anhand standardisierter Parameter in einer 3-stufigen Nominalskala bewertet. Zielgröße war einerseits, mit welcher Methode die größere maximale Achsabweichung gemessen und andererseits, welche Methode als sicherer eingestuft wurde. Ergebnisse: Zwischen 8/2010 und 5/2011 nahmen 6 Fachärzte in 4 Kliniken (1 Universitätsklinik, 1 Klinik der Maximalversorgung, 2 Abteilungen für Kinderchirurgie) an der Studie teil. 30 Patienten (16 m, 14 w, mittleres Alter 7,9 Jahre) konnten in die Studie eingeschlossen werden. 15-mal wurde sonografisch, 2-mal röntgenologisch die größere Dislokation gemessen, 11-mal war die Messung identisch, davon 6-mal bei undislozierten Frakturen. Die mittlere Differenz der sonografischen zur radiologischen Messung lag bei + 8,6°, bei Berücksichtigung nur der dislozierten Frakturen bei + 14,2°. Die Sicherheit der Sonografie wurde 2-mal mit 1, 2-mal mit 2 und 26-mal mit 3 bewertet, die der Röntgenbildgebung keinmal mit 1, 13-mal mit 2 und 17-mal mit 3. Die Sicherheit der Messung wurde 10-mal in der Sonografie besser als im Röntgen bewertet (3 vs. 2), 3-mal vice versa (p < 0,05). Diskussion: Die Ultraschalldiagnostik scheint eine genauere Bestimmung der Achsabweichung zu ermöglichen als die radiologische Bildgebung. Dies folgt daraus, dass bei korrekter Messung eine Achsabweichung im Ultraschall unter- aber nicht überbewertet werden kann und die Sicherheit des Ultraschalls signifikant besser bewertet wurde. Nur bei massiver Dislokation hat die sonografische Bildgebung Schwächen. Durch den Einsatz des Ultraschalls zur Bestimmung der Achsabweichung bei subkapitalen Frakturen lässt sich die Messgenauigkeit verbessern und die Therapie sicherer durchführen.

Abstract

Introduction: The treatment of juvenile proximal humerus fractures is based on the extent of the deformity. The standard diagnosis with X-ray images in 2 directions is error-prone and can lead to a suboptimal treatment. The aim of this study was to evaluate if ultrasound imaging can improve the measurement of the deformity of proximal humerus fractures. Material and Methods: In a prospective, multicentre trial children aged 0–12 years with a suspected proximal humerus fracture were initially examined with a 10-MHz linear transducer in 4 directions and the maximum deformity was determined. Afterwards the standard X-rays were taken and the results of both methods compared. The certainty of both methods was compared with a standardised nominal scale. Results: From 8/2010 to 5/2011 6 consultants in 4 hospitals examined 30 patients (16 m, 14 f, mean age 7.9 years). In 15 cases the ultrasound showed a larger deformation than the X-rays and in 2 cases vice versa. In 11 cases the measurement was identical 6 of which were undisplaced. The mean difference of the measurement of the deformity was + 8.6°, with 14.2° in the displaced fractures. The certainty of the ultrasound was rated significantly higher (p < 0.05) than that of radiography. Discussion: With a correct technique the deformity cannot be overestimated by ultrasound means and the safeness is rated significantly higher in comparison to the X-ray imaging. It seems that ultrasound is a meaningful method to improve the measurement of the deformity of proximal humerus fractures in children. Deficiencies are found only in cases with massive deformities which demand a reduction and stabilisation.

 
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