Gesundheitswesen 2012; 74 - A105
DOI: 10.1055/s-0032-1322091

Gesundheitsreformen und Versichertenpräferenzen. Eine Clusteranalyse mit Daten der bevölkerungsrepräsentativen KBV-Befragung 2010

S Schnitzer 1, U Grittner 1, K Balke 2, A Kuhlmey 1
  • 1Institut für Medizinische Soziologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • 2Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)

Zielsetzung: Im nachfolgenden Beitrag wird untersucht, wie bekannt verschiedene Neuregelungen des deutschen Gesundheitssystems sind (elektronische Gesundheitskarte, Patientenquittung, Kostenerstattungstarif etc.), wie diese bewertet werden und welche Informationsquellen die Versicherten nutzen. Weiterhin wird der Frage nachgegangen, inwieweit sich verschiedene Gruppen von Versicherten mit ähnlichen Präferenz- und Kenntnismustern finden lassen.

Methodik: Grundlage der Analyse bildet eine bevölkerungsrepräsentative Versichertenbefragung der KBV (Kassenärztlichen Bundesvereinigung) im Jahr 2010, in der 6.065 Personen zwischen 18 und 79 Jahren zu gesundheitspolitischen Themen interviewt wurden. Die Versichertengruppen werden mithilfe von hierarchischen Clusteranalysen bestimmt und Zusammenhänge zwischen diesen mit dem Gesundheitszustand anhand logistischer Regressionen ermittelt.

Ergebnisse: Vier verschiedene Gruppen von Versicherten können unterschieden werden: Die „Qualitätsorientierten“, die „Uninformierten“, die „Internetversierten“ und die „Informierten“. Auffälligstes Ergebnis ist, dass die „Uninformierten“ mit dem niedrigsten Kenntnisstand über neuere Reforminhalte überwiegend formal hoch Gebildete, erwerbstätige Männer im mittleren Alter sind bzw. analog hierzu, die Gruppe der „Informierten“ sich in erster Linie aus formal niedrig gebildeten Frauen in Teilzeit oder Rente zusammensetzt. Dabei geben die „Informierten“ und „Qualitätsorientierten“ den schlechtesten Gesundheitszustand an und die „Uninformierten“ und „Internetversierten“ den besten.

Schlussfolgerungen: Um Neuregelungen im Gesundheitswesen erfolgreich implementieren und Informationen hierüber zielgruppenspezifisch verbreiten zu können, empfiehlt es sich, neben der Berücksichtigung einzelner sozialer Determinanten, die Gesamtheit der Lebensumstände bzw. Lebenslagen der Versicherten zu betrachten.

Literatur:

Manuskript mit gleichnamigen Titel und Inhalt wurde in der Zeitschrift ‚Das Gesundheitswesen‘ eingereicht (März 2012) und befindet sich derzeit im Reviewverfahren.