Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_125
DOI: 10.1055/s-0032-1314622

Veränderung von Ernährungs- und Lebensstilfaktoren bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 durch Teilnahme an einer gezielten Sportintervention

S Zeißler 1, R Stumm 2, B Stein 3, T Frech 3, M Rechner 3, S Linnenweber 4, J Menne 4, B Schmidt 4, K Krüger 3, R Walscheid 5, D Fogel 6, S Faber 5, D Hamar 1, FC Mooren 3, A Hillebrecht 3, 7
  • 1Comenius University, Faculty of Physical Education and Sports, Bratislava, Slovakia
  • 2Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität, Jena, Germany
  • 3Institut für Sportwissenschaften der JL-Universität, Sportmedizin, Gießen, Germany
  • 4Medizinische Hochschule Hannover, Nephrologie, Hannover, Germany
  • 5MVZ für Laboratoriumsmedizin, Koblenz, Germany
  • 6ZfP Südwürttemberg, Ravensburg, Germany
  • 7Volkswagen AG, Gesundheitswesen, Baunatal, Germany

Fragestellung: Die rasante Zunahme der Inzidenz von Diabetes mellitus Typ 2 ist ein weltweites Problem. Eine Lebensstilintervention spielt eine wesentliche therapeutische Rolle. Eine Ernährungsberatung ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Therapie von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Die Umsetzung im Alltag ist jedoch häufig noch unzureichend. Ziel dieser Studie war es daher zu untersuchen, ob Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 ihre Ernährungs- und Lebensstilfaktoren verändern, wenn sie an einer gezielten Trainingsintervention teilnehmen.

Methodik: In die Untersuchung wurden 82 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 eingeschlossen, wobei 75 Patienten als Interventionsgruppe (GR1) zweimal wöchentlich eine betreute Sportintervention in einer Fitnesssporteinrichtung absolvierten und 7 Patienten als Wartekontrollgruppe (GR2) dienten. Eine Beratung zu Ernährungs- und weiteren Lebensstilfaktoren erfolgte nicht. Die Patienten wurden zu ihren Ernährungs- und Lebensstilfaktoren zu Beginn der Intervention (MZP1) und nach 3 Monaten (MZP2) befragt. Verwendung fanden hierfür der Fragebogen zum Essverhalten (FEV) von Pudel und Westenhöfer, der Ernährungsfragebogen der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland des RKI (FFQ) und eine quantitative Erhebung des Fernsehkonsums.

Ergebnisse: Im FEV-Fragebogen zeigte die GR1 in den Bereichen Kontrolle des Essverhaltens eine Veränderung (Skala1) von 11,03 auf 11,25 (p=0,462), Störbarkeit des Essens (Skala2) von 5,17 auf 4,20 (p<0,001) und störende Hungergefühle (Skala3) von 3,92 auf 3,45 (p=0,070). Die GR2 zeigte keine signifikanten Änderungen in den drei Bereichen.

Im FFQ zeigte sich bei der GR1 eine signifikante Veränderung der Aufnahme von Fastfood von 33,0 auf 26,9g/d (p=0,041) und von Fleisch von 116,5 auf 93,7g/d (p=0,039). Der Nahrungsmittelkonsum von Getreideprodukten, Beilagen, Gemüse, Obst, Milch, Ei und Fisch waren nicht signifikant verändert. In der GR2 gab es keine signifikanten Veränderungen des Nahrungsmittelkonsums.

Der Anteil von Pat. der GR1, die jeweils durchschnittlich maximal 1h/d fern sahen, stieg von 13,5 auf 16,2%. Der Patientenanteil mit 1–2h/d Konsum stieg von 32,4 auf 36,5%. Ein unveränderter Patientenanteil von 44,6% verbrachte 2–4h/d vor dem Fernseher. Der Anteil der Pat. mit einem Konsum von mehr als 4h/d reduzierte sich von 9,5 auf 2,7%.

Schlussfolgerungen: Durch die Teilnahme an einer betreuten Sportintervention veränderten die Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 zusätzlich Ernährungsvariablen und Lebensstilfaktoren. Es zeigte sich eine signifikante Abnahme in der Störbarkeit des Essens und des Konsums von Fleisch und Fastfood. Des Weiteren sank der TV-Konsum.

Zusammenfassend lassen diese Daten den Schluss zu, dass durch eine Sportintervention auch ein bewussteres Verhalten in anderen Bereichen induziert wird. Zur genaueren Evaluation dieses Effektes sollten länger andauernde Beobachtungen durchgeführt werden.