Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - FV_26
DOI: 10.1055/s-0032-1314458

Welche Familien nehmen an der TEENDIAB-Studie zur prospektiven Verlaufsbeobachtung der Autoimmunität teil? Ängste, Belastungen und sozioökonomischer Status der Familien bei Studienbeginn

C Wehner 1, K Hillebrand 1, AG Ziegler 2, C Winkler 2, J Raab 2, N Bruckmeier 2 K Lange 1, TEENDIAB-Studiengruppe
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
  • 2Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München und Forschergruppe Diabetes, TU München, München, Germany

Fragestellung: Mit der TEENDIAB-Studie werden prospektiv halbjährlich im Längsschnitt die Einflüsse genetischer und umweltbedingter Faktoren auf die Entwicklung eines Typ 1 Diabetes bei 8–13-jährigen Kindern untersucht, bei denen ein Geschwister oder Elternteil an Diabetes erkrankt ist. Die sozioökonomischen und psychologischen Charakteristika der Familien, sowie die mit dem Screening verbundenen Ängste werden dargestellt.

Methodik: 184 Eltern der ersten Kohorte und 213 teilnehmende Kinder (Teens) beantworten einen Fragebogen zur sozioökonomischen Situation der Familie. Außerdem bearbeiten die Eltern den PHQ-D (Screening: Depression, Angst/Panik) und drei Items zur Angst a) vor dem Screening b) vor einer Diabetesdiagnose beim Teen und c) zum Effekt des Screenings auf die Angst vor einer Diabetesdiagnose.

Ergebnisse: Die 213 Teens (48% Mädchen, mittl. Alter 10,03±1,2J.) sind zu 96,2% deutsche Staatsbürger, 42% besuchen die Grundschule, 58% der Älteren das Gymnasium. 91,1% der Eltern leben zusammen, 95,7% der Mütter und 94,4% der Väter haben Deutsch als Muttersprache. Der Median des monatlichen Familien-Nettoeinkommens beträgt 3000€. 32% der Mütter (M.) und 47% der Väter (V.) haben einen Universitätsabschluss, weitere 57% der M. und 42% der V. eine abgeschlossene Berufsausbildung. Bei 41,3% der Teens hat der V. Diabetes, bei 34,7% die M., bei 20,2% ein Geschwister und bei 3,7 sind mehrere Angehörige betroffen. Im PHQ Depression weisen 19,9% der M. und 16,6% der V. subklinische Symptome auf, Hinweise auf eine klinisch relevante Depression ergeben sich bei 3,1% der M. und 1% der V.. Im PHQ zur Angst zeigen sich bei 6% der M. und 4,9% der V. Hinweise auf eine klinisch relevante Angststörung. Verglichen mit Prävalenzschätzungen psychischer Störungen bei chronisch Kranken von 20–30%, erscheinen die Eltern trotz einer Diabeteserkrankung in der Familie mehrheitlich psychisch relativ unbelastet. Die mittl. Angst vor dem Screeningergebnis (VAS 0–10 keine – max.) beträgt bei M. 1,6±1,9, bei V. 1,4±1,5 und bei Teens 2,2±2,0. Die mittlere Angst, dass das Kind Diabetes bekommen könnte, beträgt bei M. 3,1±2,3, bei V. 3,1±2,0 und bei Teens 3,1±2,6. Die Hilfe bei der Angstbewältigung durch die Studie wird von M. mit 5,8±3,4 und von V. mit 5,7±3,2. eingestuft.

Schlussfolgerung: An der prospektiven Längsschnittstudie zur Entwicklung des Diabetes beteiligen sich mehrheitlich Familien, in denen ein Elternteil an Diabetes erkrankt ist. Die Familien zeichnen sich gegenüber der bundesdeutschen Bevölkerung durch ein höheres Bildungsniveau, einen geringerer Anteil von Familien mit Migrationshintergrund, prekärer sozioökonomischer Situation oder Trennung der Eltern aus. Der Anteil der Eltern mit psychischen Belastungen oder Störungen ist gering, ebenso die Sorge vor den Ergebnissen des Screenings. Im Verlauf des Längsschnitts sollte beobachtet werden, ob die wiederholten Untersuchungen die psychische Stabilität der Familien beeinflussen.

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