Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P50
DOI: 10.1055/s-0032-1313693

Mirror Syndrom als Komplikation eines feto-fetalen Transfusionssyndroms (FFTS)

EC Schest 1, C Tappauf 1, P Reif 1, B Csapo 1, M Häusler 1, P Klaritsch 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz

Einleitung: Das Mirror Syndrom, auch bekannt als Ballantyne's Syndrome, ist eine seltene Schwangerschaftskomplikation die durch massive mütterliche Ödeme bei gleichzeitigem fetalem Hydrops charakterisiert ist. Sie tritt meist im Rahmen einer Rhesusinkompatibilität, viraler Infektionen oder komplizierter Zwillingsschwangerschaften auf und wird häufig von Anämie, Hypertension und Proteinurie begleitet. Fallbericht: Eine 24-jährige Erstgravida wurde in der 26+1 Schwangerschaftswoche aufgrund eines feto-fetalen Transfusionssyndroms bei monochorialer diamnioter Zwillingsschwangerschaft zugewiesen. Im Ultraschall zeigte sich ein fortgeschrittenes FFTS mit Zeichen der schweren kardialen Dekompensation des Rezipienten. Nach ausführlicher Aufklärung wurde eine intrauterine Laserablation der plazentaren Gefäßanastomosen komplikationslos durchgeführt. Zwölf Stunden nach dem Eingriff kam es zu ausgeprägter Dyspnoe, Ödembildung, Tachykardie und einem signifikanten Hämoglobinabfall der Mutter bei intrauterinem Fruchttod (IUFT) des Rezipienten. Im Weiteren kam es, vermutlich aufgrund einer ausgeprägten Hypoxie im Rahmen des mütterlichen Schocks, auch zum IUFT des Donors. Wegen des dringenden Verdachtes auf eine abdominelle Blutung wurde eine Laparotomie und Sectio durchgeführt, bei der jedoch keine relevante Blutungsquelle identifiziert werden konnte. Im anschließend durchgeführten CT konnte eine Pulmonalarterienembolie ausgeschlossen werden, allerdings zeigten sich ein Lungenödem und Pleuraergüsse im Sinne einer Rechtherzinsuffizienz. Die Patientin wurde umgehend auf die Intensivstation transferiert, wo sie stabilisiert und mit forcierter Diurese entwässert werden konnte. Nach 5-tägiger intensivmedizinischer Betreuung wurde die Patientin in gutem Allgemeinzustand entlassen. Schlussfolgerung: Im beschriebenen Fall kam es offenbar im Rahmen eines Mirror Syndroms zur Hämodilution, Kreislaufüberlastung und Rechtsherzinsuffizienz. Diese seltene Komplikation muss in Fällen von akuten maternalen Beschwerden bei fetalem Hydrops oder im Rahmen komplizierter monochorialer Zwillingsschwangerschaften in die Differenzialdiagnosen mit eingeschlossen werden. Bei korrekter Diagnosestellung kann dieses Krankheitsbild mittels konservativer intensivmedizinischer Maßnahmen wie forcierter Diurese behandelt werden. Als weitere Differenzialdiagnosen kommen Pulmonalarterienembolie, Fruchtwasserembolie oder Präeklampsie in Frage.