Strukturiertes Training zur Beratung hospitalisierter Raucher

Einleitung: Eine Hospitalisierung aufgrund einer pneumologischen oder kardiologischen Erkrankung stellt eine Chance zur Beratung rauchender Patienten dar. In dieser prospektiven Interventionsstudie wurde untersucht, welchen Einfluss ein strukturiertes Training von Ärzten und Pflegemitarbeitern auf die Qualität der Beratung rauchender Patienten in einem Haus der Maximalversorgung hat.

Methoden: Alle rauchenden Patientinnen und Patienten, die von Februar bis April 2011 auf den Stationen der Kardiologie und Pneumologie behandelt wurden, füllten am Aufnahme- und am Entlassungstag einen Fragebogen zum Thema „Rauchen und Entwöhnung“ aus. Im Mai fanden Schulungen der Ärzte und des Pflegepersonals hinsichtlich der Raucherberatung und der medikamentösen Unterstützung von Entwöhnungsversuchen statt, und es wurde eine entsprechende „Standard Operating Procedure“ (SOP) implementiert. Von Juni bis August fanden wieder Patientenbefragungen statt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden in den beiden Erhebungsperioden 76 bzw. 67 Patienten befragt. Im zweiten Erhebungszeitraum berichteten signifikant mehr Patienten als im ersten Zeitraum, während ihres stationären Aufenthaltes zur Tabakentwöhnung beraten worden zu sein (38,8 vs. 5,3%; p<0,001). Zwei Drittel dieser Patienten fühlten sich gut oder sehr gut beraten. Knapp 90% aller Patienten im ersten und 100% der Patienten im zweiten Erhebungszeitraum unternahmen während ihres Aufenthaltes einen Entwöhnungsversuch. Allerdings kam auch nach der Schulung der Ärzte in nur 9% der Fälle eine medikamentöse Unterstützung zum Einsatz. Nur 2 der insgesamt 143 Patienten nutzte die Möglichkeit, sich in der institutseigenen Entwöhnungsambulanz beraten zu lassen.

Schlussfolgerung: Selbst durch die Einführung einer SOP lässt sich in einem Universitätsklinikum keine Leitlinien-gerechte Behandlung rauchender Patienten etablieren. Eine Diskussion und Behebung der Ursachen dieses Problems ist zur Senkung der Morbidität und Mortalität der betroffenen Patienten dringend erforderlich.