Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V156
DOI: 10.1055/s-0032-1301539

Unterschiedlicher Einfluss der posturalen Stabilität auf die Erregbarkeit der Handmuskeln bei kortikalen und subkortikalen Infarkten

CI,E Renner 1, R Ludwig 1, B Lukats 1, S Hanna 1, H Hummelsheim 1
  • 1Neurologisches Rehabilitationszentrum Leipzig, Universität Leipzig, Bennewitz

Fragestellung: Ziel der motorischen Rehabilitation von Schlaganfallpatienten ist die Verbesserung der Aktivitäten der paretischen oberen Extremität. Es ist jedoch nicht bekannt, ob die Körperhaltung bzw. posturale Stabilität die Aktivierung der Hand beeinflusst. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss verschiedener posturaler Stabilitätsbedingungen auf die Erregbarkeit der Handmuskeln und proximalen Armmuskeln während der Ausführung eines Pinzettengriffs mit 5% und 50% der vorher ermittelten maximalen EMG-Aktivität bei gesunden Probanden und Schlaganfallpatienten zu untersuchen. Methode: Die kortikospinale Erregbarkeit wurde mittels motorisch evozierter Potentiale über dem nicht aktivierten M. biceps brachii und dem aktivierten M. interosseus dorsalis I (Pinzettengriff) in 5 verschiedenen Ausgangsstellungen (liegend, frei sitzend, stabil sitzend und stehend) abgeleitet und quantifiziert. Anhand der Amplitudendifferenzen wurde ein Fazilitationsindex für die verschiedenen Positionen ermittelt. Zusätzlich wurden die 46 Schlaganfallpatienten nach dem Läsionsort (kortikal versus subkortikal) stratifiziert. Ergebnisse: Die multivariate Analyse zeigte unter den 35 Gesunden nur bei Ausführung des Pinzettengriffs mit 5% keine unterschiedliche Fazilitation in den verschiedenen Positionen, während bei Ausführung des Pinzettengriffs mit 50% der höchste Fazilitationsindex im Liegen zu vermerken war. Bei den 43 Schlaganfallpatienten ergaben die stabil sitzenden Positionen einen höheren Fazilitationsindex als die instabilen Positionen. Im Vergleich der kortikalen und subkortikalen Schlaganfällen zeigten sich unterschiedliche Fazilitationsindizes bei Ausführung des Pinzettengriffes mit 5% nur bei kortikaler Affektion. Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse zeigen eine Interaktion zwischen posturaler Stabilität und kortikospinaler Erregbarkeit der distalen Handmuskeln bei Gesunden und nach Schlaganfall, die sich zwischen kortikaler und subkortikaler Affektion unterscheidet.

M. Interosseus dorsalis 1 – 5% der Maximalkraft des Pinzettengriffs

kein signifikanter Unterschied zwischen Positionen (p=0,129)

signifikanter Unterschied zwischen Positionen (p=0,034)