Pneumologie 2011; 65 - A27
DOI: 10.1055/s-0031-1296118

Procalcitonin unterstützt die Differenzierung zwischen kryptogen organisierender Pneumonie bzw. BOOP und infektiöser Pneumonie

M Kolditz 1, M Halank 1, B Schulte-Hubbert 1, G Höffken 1
  • 1Abteilung Pneumologie, Uniklinikum Dresden

Einleitung:

Die kryptogen organisierende Pneumonie (COP) oder sekundäre Bronchiolitis-obliterans organisierende Pneumonie (BOOP) stellt eine wichtige Differenzialdiagnose zur ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) dar. Eine Abgrenzung nach klinischen oder radiologischen Merkmalen ist meist nicht möglich, jedoch aufgrund des Nichtansprechens auf Antibiotika und der Notwendigkeit einer systemischen Steroidgabe geboten. Ziel dieser Untersuchung war die Evaluation von Procalcitonin (PCT) und C-reaktivem Protein (CRP) im Serum als diagnostische Parameter zur Differenzierung beider Krankheitsbilder.

Methodik:

Retrospektive Analyse aller Patienten mit der histologisch bestätigten Diagnose einer COP/BOOP zwischen 03/2006 und 03/2011 in einem Zentrum. Vergleich von CRP und PCT bei Krankenhausaufnahme mit dem von stationär behandelten Patienten mit CAP (Zeitraum 05/2007–03/2009 im gleichen Zentrum), gematcht nach Geschlecht, Alter (±10 Jahre) und Schwere der Erkrankung (Pneumonia Severity Index [PSI]±20 Punkte). Bestimmung der diagnostischen Wertigkeit der Parameter mittels ROC-Kurvenanalyse.

Ergebnisse:

15 Patienten, 8 mit COP und 7 mit sekundärer BOOP, wurden identifiziert und mit 15 CAP-Patienten verglichen. Der mediane PSI betrug 99 bzw. 104 Punkte. PCT und CRP im Serum waren bei CAP signifikant erhöht (PCT: 2,6 [IQR 0.39–5.7] vs. 0,14 [IQR 0.09–0.27] ng/ml, p<0.001; CRP: 266 [IQR 154–301] vs. 140 [IQR 92–255] mg/l, p=0.014). Die diagnostische Wertigkeit von PCT (AUC 0.90 [95%CI 0.73–0.98]) war der des CRP (AUC 0.76 [0.57–0.90]) überlegen (p=0.017 in der multivariaten Analyse). Bei einem Cutoff von 0.35ng/ml hatte PCT eine Sensitivität von 93% bei einer Spezifität von 80% (+LR 4.7, -LR 0.08). Keiner der Patienten mit der Diagnose COP/BOOP wies einen PCT-Wert >0,69ng/ml auf, während bei 87% dieser Patienten das CRP >75mg/l betrug.

Zusammenfassung:

PCT ist ein vielversprechender Parameter zur Differenzierung einer COP/BOOP von einer CAP. Bei einem PCT >0.69ng/ml und klinischer Pneumonie ist die Diagnose einer COP/BOOP sehr unwahrscheinlich, bei einem niedrigen PCT trotz erhöhtem CRP, bilateralen Infiltraten und fehlendem Ansprechen auf eine Antibiotikatherapie sollte die Differenzialdiagnose COP/BOOP in Erwägung gezogen werden.