Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO11_06
DOI: 10.1055/s-0031-1293420

Einfluss von Heparin auf die Proliferation humaner Chorioncarcinom-Zellen sowie deren Expression der Endoglykosidase Heparanase

JC Hoerster 1, F Koester 1, DW Luedders 1, P Boemicke 1, D Bundschuh 1, MK Bohlmann 2
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein- Campus Lübeck, Lübeck
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Lübeck, Lübeck

Ziel: Bei Patientinnen mit habituellen Aborten sowie anamnestischer schwerer Präeklampsie wird die prophylaktische Anwendung von Heparin in einer Folgegravidität kontrovers diskutiert, ohne dass die zugrunde liegenden Vorgänge im Rahmen der Placentation vollständig verstanden wären. Die Endoglycosidase „Heparanase“ trägt zum Umbau der Extrazellulär-Matrix bei und gilt bei Überexpression durch eine gesteigerte Invasionskapazität als Risikofaktor für das Auftreten einer Metastasierung solider Tumoren. Heparanase wird placentar exprimiert (1). Heparin und Heparanase weisen in in vitro Modellen ausgeprägte Wechselwirkungen auf.

Methodik: Wir untersuchten mittels des MTT-Assays zunächst den Einfluss von Heparin in verschiedenen Konzentration auf die Proliferation der Choriokarzinom-Zelllinie JEG–3. In einem zweiten Schritt wurde die Beeinflussung der Heparanase-Expression durch verschiedene Heparinkonzentration mittels RT-PCR in diesem Tumorzell-Modell ermittelt. Die statistische Auswertung erfolgte mit Prism 4.0 für Windows (GraphPad Software, 2003). Eine im Mann-Whitney -Test signifikant differierende Proliferation wurde bei einem p-wert < 0,05 angenommen.

Ergebnis: JEG–3-Zellen wiesen eine dosisabhängige Proliferationssteigerung durch Heparin auf. Eine Beeinflussung der Heparanase-Expression durch Heparin konnte in unserem Ansatz nicht nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Im Rahmen der Untersuchungen konnte erstmals ein relevanter in vitro Effekt von Heparin auf die Proliferation von JEG–3-Zellen nachgewiesen werden. Damit ergeben sich neben einer veränderbaren Invasionskapazität (2) nun auch Hinweise auf mögliche weitere Beeinflussungswege trophoblastärer Zellen durch Heparin; zudem sind heparininduzierbare Effekte auf deziduale Stromazellen bekannt (3). Eine Expressionsteigerung der Heparanase durch Heparin scheint als Ursache einer erhöhten Invasionskapazität der Chorio-Ca-Zellen auszuscheiden.

Literatur: 1) Luedders DW, Bundschuh D, Hornemann A, Hoerster JC, Boemicke P, Köster F, Bohlmann MK. Heparanase expression in term placentas of diabetic patients and healthy controls. Arch Gynecol Obstet. 2010 Aug 13; [Epub ahead of print] 2) Di Simone N et al. Low-molecular weight heparin induces in vitro trophoblast invasiveness: role of matrix metalloproteinases and tissue inhibitors. Placenta 2007; 28: 298-304 3) Fluhr H, et al. Heparin and low-molecular-weight heparins modulate the decidualization of human endometrial stromal cells. Fertil Steril 2010 ; 93: 2581-7