Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV15_05
DOI: 10.1055/s-0031-1293298

Pränatale Diagnostik bei HIV-positiven Schwangeren – Nicht invasive Diagnostik und Outcome

A Reitter 1, F Geka 1, A Haberl 2, AU Stücker 1, R Schlösser 3, F Louwen 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Johann Wolfgang Goethe-Universitätsklinikum, Frankfurt, Deutschland
  • 2HIVCENTER HIV SChwerpunkt, Zentrum der Inneren Medizin, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt
  • 3Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Universitätsklinik Frankfurt am Main, Frankfurt am Main

Ziel: Über einen Zeitraum von 9 Jahren werden insgesamt 275 Schwangerschaften von HIV-positiven Frauen untersucht. Die retrospektiven Datenanalyse untersucht, wie viele Frauen in der Schwangerschaft eine erweiterte pränatale Diagnostik erhalten haben.

Methodik: Die intensivierte pränatale Diagnostik bei HIV-positiven Schwangeren ist empfohlen. Die Fehlbildungsrate liegt auch unter antiretroviraler Therapie (HAART) vergleichbar zur Allgemeinbevölkerung (2–3%). Die Bedeutung einer nicht invasive pränatale Diagnostik nimmt stetig zu, einen invasive Diagnostik kann zur Mutter-Kind Übertragung (MTCT) führen. Bei fetaler Fehlbildung kann unter HAART und Viruslast (VL) Kontrolle eine invasive Diagnostik durch geführt werden. Die MTCT ist dann extrem gering.

Ergebnis: Von den 275 betreuten HIV-positiven Frauen, sind nur bei 2/275 Frauen ein Ersttrimesterscreening inklusive Serumbiochemie durchgeführt worden. 73/275 Frauen hatten einen frühen Fehlbildungsausschluss mit Nackenfaltenmessung. In 211/275 wurde ein Organscreening in der 20.–22. SSW oder bei Erstvorstellung durchgeführt. Bei 3/275 Frauen wurde einen invasive Diagnostik (Amniocentese) durchgeführt, bei 2/3 Frauen aus „Altersindikation“, nur einen Punktion fand nach HAART Gabe und negativer VL bei fetalem Hydrocephalus statt. Es kam zu keiner MTCT. Bei der Schwangerschaft mit fetalem Hydrocephalus war der Karyotyp des Kindes unauffällig.

Schlussfolgerung: Die pränatale Diagnostik ist bei HIV-positiven Schwangeren empfohlen. Die Fehlbildungsrate trotz HAART vergleichbar zur Allgemeinbevölkerung bei 2–3%. Laut unseren Daten ist der frühe Fehlbildungsausschluss nur bei 26,5% (73/275) erfolgt. Die erweiterte Diagnostik in der 20.–22. SSW oder zum Zeitpunkt der Vorstellung wird in 76% (211/275) genutzt. Die pränatale invasive Diagnostik erfolgt nur in 3 Fällen, zwei davon aus "Altersindikation". Dies unterstützt die Notwendigkeit der frühzeitigen Anbindung und Betreuung der Risikoschwangeren in einem Schwerpunktzentrum.

Literatur: Brossard P, Boulvain M, Coll O, Barlow P, Aebi-Popp K, Bischof P, Martinez de Tejada B the swiss HIV Cohort Study (SHCS) and the swiss HIV Mother and Child Cohort Study (MoCHiV). Is screening for fetal anomalies reliable in HIV-infected pregnant women? A mulitcentre study AIDS 2008; 22: 2013-2017 Mandelbrot L, Jasseron C, Ekoukou D, Batallan A, Bongain A, Pannier E, Blanche S,Tubiana R, Rouzioux C, Warszawski J; ANRS French Perinatal Cohort (EPF). Amniocentesis and mother-to-child human immunodeficiency virus transmission in the Agence Nationale de Recherches sur le SIDA et les Hépatites Virales French Perinatal Cohort. Am J Obstet Gynecol. 2009 Feb;200(2):160.e1-9. Epub 2008 Nov 4. Townsend CL, Willey BA, Cortina-Borja M, Peckham CS and Tookey PA. Antiretroviral therapy and congenital abnormalities in infants born to HIV-infected women in the UK and Ireland, 1990–2007. AIDS 2009, 23:519–524.