Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV03_05
DOI: 10.1055/s-0031-1293226

Interdisziplinäre Betreuung von Frauen mit angeborenen Herzfehlern – Kontrazeption und fortpflanzungsmedizinische Aspekte

M Schmidmayr 1, M Vigl 2, V Seifert-Klauss 1, KTM Schneider 1, H Kaemmerer 3
  • 1Frauenklinik und Poliklinik der Technischen Universität München, München
  • 2Kompetenzzentrum für angeborene Herzfehler, Deutsches Herzzentrum Berlin, Berlin
  • 3Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler, Dt. Herzzentrum München des Freistaates Bayern, München

Ziel: Die verschiedenen Lebensphasen der Frau einschließlich der Schwangerschaft sind eng mit dem kardiovaskulären System verknüpft. Trotzdem gibt es wenige Studien, die Frauen mit angeborenen Herzfehlern hinsichtlich reproduktionsmedizinischer Aspekte untersuchen. Daher soll diese Studie an einem großen Kollektiv von Frauen mit angeborenen Herzfehlern den aktuellen Stand darstellen und somit eine Basis für zukünftige prospektive Studien bieten.

Methodik: 536 Frauen mit angeborenen Herzfehlern im Alter von 18 bis 75 Jahren wurden klinisch untersucht und füllten einen Fragebogen zu demograhischen und sexualmedizinischen Aspekten aus. Auch der behandelnde Kardiologe machte Angaben zu kardiologischen und weiteren Diagnosen sowie zu operativer und medikamentöser Therapie. Die Frauen wurden in 4 funktionelle Gruppen ähnlich der NYHA Klassifikation sowie in 3 Gruppen nach dem Schweregrad der Erkrankung eingeteilt.

Ergebnis: Das Menarchenalter war signifikant höher bei Frauen mit komplexeren und zyanotischen Herzfehlern (14.1 vs. 13.1J.). 8% gaben eine Verschlechterung ihrer kardialen Symptome während der Menstruation, 9% während sexueller Aktivität an. Dies traf in erhöhtem Maße mit zunehmender Schwere der Erkrankung zu.

20% der Patientinnen verwendeten eine für sie kontraindizierte Verhütungsmethode. Aus der Gruppe der Patientinnen mit einem hohen schwangerschaftsassoziierten Risiko verhüteten 28% nicht. 43% der Teilnehmerinnen gaben an, nicht zur Verhütung, und 48%, nicht bezüglich ihres schwangerschaftsassoziierten Risikos beraten worden zu sein.

Schlussfolgerung: Diese Studie hat gezeigt, dass Patientinnen mit angeborenen Herzfehlern häufig nicht ausreichend über die Notwendigkeit einer sicheren Kontrazeption aufgrund ihrer persönlichen schwangerschaftsassoziierten Risiken, verschiedene Kontrazeptionsmethoden und deren Risiken aufgeklärt werden. Hier ist eine Verstärkung der interdisziplinären Betreuung durch Kardiologen und Gynäkologen wünschenswert, um Risiken für Mutter und Kind zu vermeiden.

Literatur: Vigl M, Kaemmerer M, Niggemeyer E, Nagdyman N, Seifert-Klauss V, Trigas V, Bauer U, Schneider KTM, Berger F, Hess J, Kaemmerer H. Sexuality and reproductive health in women with congenital heart disease. Am J Cardiol 2010; 105: 538-541 Vigl M, Kaemmerer M, Seifert-Klauss V, Niggemeyer E, Nagdyman N, Trigas V, Bauer U, Schneider KT, Berger F, Hess J, Kaemmerer H. Contraception in women with congenital heart disease. Am J Cardiol 2010; 106(9):1317-21