Zentralbl Chir 2011; 136 - V_19
DOI: 10.1055/s-0031-1288983

Analyse von Patienten mit bilateraler Rekurrensparese bei primärer Schilddrüsenoperation

K Schwarz 1, M Melin 1, B Lammers 1 P Goretzki 1, Arbeitsgruppe Endokrine Chirurgie
  • 1Lukaskrankenhaus Neuss, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Neuss, Germany

Fragestellung: Die Operation der benignen Struma multinodosa scheint unter Verwendung des intraoperativen Neuromonitoring (IONM) mit einer Abnahme der postoperativen permanenten Rekurrensparese (pNLRP) vergesellschaftet zu sein. V.a. gilt es bilaterale Rekurrensparesen zu vermeiden, welche häufig Behandlungsfehlervorwürfe bei der Gutachterkommission darstellen. Wir stellten uns die Frage, ob das IONM tatsächlich die bilaterale Rekurrensparese verhindern kann.

Methodik: Wir analysierten unsere Daten von acht Patienten (2006–2010) mit einem bilateralen Stimmlippenstillstand nach primärer Strumaoperation. Bei jeder Operation wurde mit IONM, Lupenbrille und vessel sealing gearbeitet.

Ergebnis: Sieben Patienten wurden bilateral operiert, eine Patientin wurde hemithyreoidektomiert. Makroskopisch waren alle dargestellten Rekurrensnerven intakt. Ein Patient wurde wegen einer Nachblutung zweimal revidiert, zwei Patienten jeweils einmal. In vier Fällen hatten wir primär ein negatives IONM Signal und Amplitude (N. vagus uns N. recurrens). In einem Fall hatten wir ein unverändertes IONM auf der ersten Seite und primär negatives IONM auf der zweiten Seite. Bei einer Patientin wurde die Operation nach Hemithyreoidektomie wegen intraoperativem Signalverlust abgebrochen. Zwei Patienten mit bilateral regelhaftem IONM und normaler postoperativer Stimmfunktion bei Entlassung, wurden nach einem und sieben Tagen mit Stridor und Stimmlippenstillstand bds. erneut aufgenommen. Zwei Patienten wurden vorübergehend tracheotomiert, ein Patient einseitig laterofixiert. Sechs Patienten wurden vorübergehend intensivmedizinisch behandelt. Alle Stimmlippenstillstände waren transient.

Schlussfolgerung: Mithilfe des IONM können bilaterale Stimmlippenstillstände nach Strumaoperation reduziert, aber nicht immer vermieden werden. Auf alle Fälle sollte eine Operation bei Signalverlust auf der ersten Seite hiernach beendet werden. Bei makroskopisch intaktem Nerven ist die Prognose günstig, dennoch sollte bei ausgeprägtem Stridor frühzeitig tracheotomiert werden.