Zentralbl Chir 2011; 136 - V_12
DOI: 10.1055/s-0031-1288976

Management der „komplizierten„ Rezidivstruma

K Schwarz 1, B Lammers 1 P Goretzki 1, Arbeitsgemeinschaft Endokrine Chirurgie
  • 1Lukaskrankenhaus Neuss, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Neuss, Germany

Fragestellung: Die operative Therapie der Rezidivstruma ist in der Literatur mit einer permanenten Recurrenspareserate von 1–10% vergesellschaftet. Der postoperative Hypoparathyreoidismus liegt je nach Resektionsausmass schon bei der Primäroperation bei 1,5–2,5%. Es stellt sich die Frage, wie sicher die „komplizierte„ Rezidivstruma behandelt werden kann. Hierunter verstehen wir Patienten, die ein Rezidiv bei kontralateral vorbestehender Recurrensparese entwickelt haben, sowie III° Rezidive (Lokalsymptomatik, bzw. Vol. >80ml), Retro- bzw. intrathorakale Rezidivstrumen und Mehrfachrezidive. Haben neuere Techniken, wie intraoperatives Neuromonitoring (IONM), Lupenbrille und vessel sealing einen Einfluss?

Patienten und Methode: Alle Patienten, die in unserer Klinik zwischen 1/2002 und 10/2009 an einer Rezidivstruma operiert wurden gingen in die Untersuchung ein. Angestrebt wurde eine Hemithyreoidektomie, Thyreoidektomie oder eine near total- Resektion. Das intraoperative Neuromonitoring, Lupenbrille und Vessel sealing wurden routinemässig benutzt.

Ergebnisse: 311 Patienten, mittleres Alter 54 Jahre (19–87 Jahre), mit 451 nerves at risk gingen in die Studie ein. 211 Patienten hatten ein erstes, 40 ein Mehrfachrezidiv. Achtzehn Patienten wiesen eine einseitige präoperative Recurrensparese auf, eine Patientin eine bilaterale. Bei 67 Patienten lag ein III° Rezidiv vor, sechs dieser Patienten mussten sternotomiert werden. Insgesamt wiesen 100 Patienten ein „kompliziertes„ Rezidiv auf.

Bei den 100 Patienten kam es zu sechs (6,0%) transienten und zwei (2,0%) permanenten postoperativen Recurrensparesen. Zu Hypocalcämien kam es in 30 Fällen (30,0%) der Reoperationen, einen permanenten Hypoparathyreoidismus beobachteten wir einmal (1,0%). Eine Revision wegen einer Blutung musste fünfmal (5,0%) durchgeführt werden und eine Patientin verstarb an kardialer Dekompensation.

In der Gruppe der 211 „einfachen„ Rezidive zeigte sich ein transienter NLRP sechsmal (1,7%) und kein permanenter. Einen transienten Hypoparathyreoidismus beobachteten wir 27 mal (14,2%). Eine revisionsbedürftige Blutung sahen wir zweimal (0,9%).

Schlussfolgerung: Zusätzlich zur Erfahrung des Operateurs, ermöglichen technische Hilfsmittel wie Lupenbrille, IONM und vessel sealing eine einzeitige radikale Resektion auch der komplizierten Rezidivstruma. Dennoch beinhaltet diese Entität der Erkrankung eine deutliche Zunahme der postoperativen Morbidität im Vergleich zu den „einfachen„ Rezidiven.