Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - O_22
DOI: 10.1055/s-0031-1286477

Heparin moduliert selektiv die Chemokinsekretion endometrialer Karzinomzellen

J Spratte 1, H Wenig 1, U Schwarzig 1, M Zygmunt 1, H Fluhr 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsmedizin Greifswald

Fragestellung:

In klinische Studien aus dem Bereich der Onkologie konnte gezeigt werden, dass durch Heparine das Langzeitüberleben von Karzinompatienten positiv beeinflusst werden kann. Dieser Effekt scheint unabhängig von ihrer primär antikoagulatorischen Wirkung zu sein. Welche zellulären und

molekularen Mechanismen dafür verantwortlich sind ist bisher wenig untersucht. Heparin bietet aufgrund seiner Molekülstruktur und -ladung zahlreich Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Molekülen wie beispielsweise Zytokinen, Chemokinen oder Wachstumsfaktoren. Zytokine haben einen wichtigen Einfluss auf das Mikromilieu des Endometriums und könnten so Karzinomproliferation und Metastasierung beeinflussen. Vor diesem Hintergrund wurde in der vorliegenden Arbeit der Einfluss von unfraktioniertem Heparin auf die Zytokinsekretion humaner endometrialer Karzinomzelllinien in vitro untersucht.

Methodik:

Die unterschiedlich differenzierten endometrialen Karzinomzelllinien AN3 CA, ECC-1, HEC-1-A, KLE und RL95–2 wurden mit unfraktioniertem Heparin (UFH) in steigender Dosierung inkubiert. Die Zytokin-/Chemokinsekretion wurde mittels ELISA und die jeweilige mRNA-Expression mittels realtime RT-PCR analysiert. Zusätzlich wurden alle genannten Experimente unter normoxischen (21% Sauerstoff) und hypoxischen (1% Sauerstoff) Bedingungen durchgeführt.

Ergebnisse:

Die Chemokine Interleukin (IL)-8, MCP-(monocyte chemoattractant protein)-1 und RANTES (regulated and activated normal T-cell expressed and secreted) werden durch UFH selektiv reguliert. IL- 8 und MCP-1 werden in KLE-Zellen herunterreguliert, RANTES dagegen wird in den Zelllinien AN3 CA, HEC-1-A und RL95–2 hochreguliert. Unter Normoxie und Hypoxie zeigen sich vergleichbare Ergebnisse.

Schlussfolgerung:

In Abhängigkeit von der untersuchten Zelllinie hat Heparin einen selektiven Einfluss auf die Chemokinsekretion. Heparin kann auf diese Weise das Milieu und die Interaktion der Karzinomzellen modulatorisch beeinflussen und dadurch möglicherweise in die komplexen Prozesse von Karzinomwachstum und Metastasierung eingreifen. Diese Beobachtung verdeutlicht die Wirkung von Heparin über seinen antikoagulatorischen Effekt hinaus und macht den Einsatz als Medikament in der Karzinomtherapie denkbar.