Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - G_1
DOI: 10.1055/s-0031-1286407

Streptococcus agalactiae Infektion in humanisierten Mäusen – ein fetales/neonatales Septikämie-Modell

W Ernst 1, 2, DN Männel 2, AK Wege 2, B Seelbach-Göbel 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg – St. Hedwig
  • 2Lehrstuhl für Immunologie, Universität Regensburg

Fragestellung:

Streptococcus agalactiae (Gruppe B Streptococcus, GBS) ist einer der Hauptverursacher für Bakteriämie und Sepsis in Föten und Neugeborenen und führt dort auch oft zu neuronalen Schädigungen. Die Fragestellung unseres Projekts ist nun, wie sich bestimmte Medikamente (z.B. Betamethason und Indometacin) auf ein humanes Immunsystem und auf den Krankheitsverlauf auswirken.

Methode:

Um ein humanes Immunsystem zu generieren, wurden NOD/scid-IL2γ-/- Mäuse mit humanen CD34+ hämatopoetischen Stammzellen transplantiert. Die Tiere wurden mit verschiedenen Dosen GBS infiziert. Dabei wurde eine Gruppe 24h und 48h nach erfolgter Infektion mit Betamethason (5mg/kg) behandelt und der ablaufende Infektionsverlauf über 7 Tage verfolgt. Die Auswertung erfolgte nach folgenden Parametern: Überleben der Tiere, Gewichtsverlauf, Bakterienlast, Organschäden, Immunzellpopulationen in verschiedenen Organen, Einwanderung und Reifung von humanen Immunzellen in Infektionsareale wie u.a. das Peritoneum und die Leber.

Ergebnisse:

Die humanisierten Mäuse weisen ein voll ausgereiftes Immunsystem mit allen Immunzellsubtypen auf. Eine Infektion mit GBS resultiert in einer dosisabhängigen Gewichtsabnahme und Reduktion in der Überlebensrate der Tiere. Humane myeloide Zellen und Granulozyten wandern ins Peritoneum (Ort der Infektion) ein. Bei erfolgter Betamethason-Behandlung kommt es zu einer reduzierten „clearance„ der lebenden Bakterien und daraus resultierend zu einer verringerten Überlebensrate. Die Charakterisierung der ablaufenden Immunantwort ergab, dass es aufgrund der Infektion zur Abnahme der myeloiden Zellen in diversen Organen (Milz, peripheres Blut, Leber) kommt. Dieses Phänomen lässt sich nicht bzw. nur in geringerem Maße bei Betamethason behandelten Tieren nachweisen.

Schlussfolgerung:

Die Generierung eines fetalen/neonatalen Infektionsmodells in humanisierten Mäusen spiegelt ein sehr frühes und naives humanes Immunsystem wieder und eröffnet damit die Möglichkeit, den Einfluss verschiedenster Medikamente auf das fetale/neonatale Immunsystem und die ablaufende Infektion genauer zu untersuchen. Mit diesem Modell kann man neue Therapiestrategien in vivo testen und bereits eingesetzte Therapieansätze überprüfen und ggf. optimieren.