Gesundheitswesen 2011; 73 - A111
DOI: 10.1055/s-0031-1283511

Männerspezifische Gesundheitsförderung und Prävention – Analyse der Angebotsstruktur und Inanspruchnahme in Deutschland

F Koppelin 1, G Tempel 2, M Bauknecht 3, K Gierspiepen 3, K Mozygemba 4, A Baumkötter 3, H Rothgang 3
  • 1Jade Hochschule, Oldenburg, Oldenburg
  • 2Gesundheitsamt Bremen, Bremen
  • 3Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen, Bremen
  • 4Institut für Public Health und Pflegeforschung, Universität Bremen, Bielefeld

Einleitung/Hintergrund: Die Frage, welche Faktoren ein gesundheitsförderndes und präventives Verhalten von Männern konterkarieren und wie diese Zielgruppe besser erreicht werden könnte, wird seit einigen Jahren intensiv diskutiert. Für Deutschland wird nun vom Robert Koch-Institut ein erster Männergesundheitsbericht verfasst, der sich mit dieser Frage auseinandersetzen wird. Der vorliegende Beitrag knüpft hier an und betrachtet zentrale Ergebnisse einer Analyse verschiedener bundesweiter Datenquellen. Daten und Methoden: Für die Analyse wurden verschiedene aktuelle Datenquellen herangezogen (z.B. GKV-Präventionsbericht, Leistungsdaten von Kassen, Volkshochschul-Statistik (VHS)) und entlang der spezifischen Angebote der Prävention und Gesundheitsförderung für die Zielgruppe der Männer ab 18 Jahren untersucht und mit der Inanspruchnahme von Frauen verglichen. Neben strukturellen Aspekten, wie Zugang zum Angebot, wurden auch individuelle Determinanten, die ein präventives Verhalten stützen, in die Analyse mit einbezogen. Settingbezogene als auch individuelle Maßnahmen wurden getrennt analysiert und hinsichtlich der Zielgruppenansprache und des Erreichungsgrades mittels qualitativer und quantitative Auswertungsverfahren betrachtet. Ergebnisse: In der Analyse der Angebotsstruktur wurde deutlich, dass es nur wenig Maßnahmen gibt, die auf die Männer als Zielgruppe abheben und dass eine weitere Differenzierung der Maßnahmen entlang der jeweiligen Lebenslage fehlt. Zur Angebotspalette der bundesweit angebotenen VHS-Kurse gehören z.B. auch spezielle Gesundheitsangebote für Männer. Bezogen auf das gesamte VHS-Angebot haben Kurse für Männer aber nur einen Anteil von 1,7% und der Anteil der Männer-Gesundheitskurse liegt lediglich bei 0,5%. Auch die Analyse des GKV-Präventionsberichtes zeigt, dass Männer weniger von den individuellen Präventionsangeboten erreicht werden als Frauen. Unter den 2,1 Millionen Kursteilnehmer/innen im Jahr 2009 sind Männer mit einem Anteil von 22,5% deutlich unterrepräsentiert. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Analyse zeigt den Handlungsbedarf auf, zukünftig männerspezifische Gesundheitsangebote mit klar umrissenen und ausdifferenzierten Subzielgruppen zu implementieren. Ebenfalls wird deutlich, dass eine adäquate Datengrundlage zur Planung männerspezifischer Angebote für Prävention und Gesundheitsförderung sowie für die Ausgestaltung der Angebotsstruktur fehlt.