Rofo 2011; 183 - VO412_1
DOI: 10.1055/s-0031-1279488

Intrinsische Translationsbewegung der thorakalen Aorta mit Implikationen für das Design endovaskulärer Prothesen

H von Tengg-Kobligk 1, F Rengier 2, TF Weber 2, V Henninger 2, D Böckler 3, H Schumacher 4, HU Kauczor 2
  • 1Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Radiologie – E010, Heidelberg
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Heidelberg
  • 3Universitätsklinikum Heidelberg, Vaskuläre udn endovaskuläre Chirurgie, Heidelberg
  • 4Klinik Hirslanden, Gefäßchirurgie, Zürich

Ziele: Vermutlich ist das Stentgerüst endovaskulärer Prothesen aufgrund dynamischer Aortenbewegungen insbesondere in gesunden Patienten mit traumatischem Aortenabriss hohen Kräften ausgesetzt. Diese Studie untersuchte die Translationsbewegung der thorakalen Aorta sowie klinische Prädiktoren für eine verstärkte Bewegung. Methode: Von 61 Probanden ohne kardiovaskuläre Vorerkrankung (19–82/49±16 Jahre; 28männlich), aufgeteilt in zwei Altersgruppen (Gruppe A/B, <50/≥50 Jahre), wurden mit 1.5-T-MRT EKG-getriggerte dynamische Datensätze (breath-hold TrueFISP) über einen Herzzyklus an fünf Positionen orthogonal zur Aorta akquiriert: A1, mittlere Aorta ascendens; A2/A3, mittlerer/distaler Aortenbogen; A4/A5, mittlere/distale thorakale Aorta descendens. Nach semi-automatischer Segmentierung des Aortenquerschnitts wurde die maximale Translationsbewegung des Schwerpunkts in Bezug zum diastolischen Aortendurchmesser berechnet. Ergebnis: Die thorakale Aorta zeigte eine signifikante Translationsbewegung an allen Stellen (p<0,001; Maximum für Gruppe A/B 41,0/31,5%): Mittelwert ±SD für A1-A5 für Gruppe A, 26,8±7,5%, 17,5±5,6%, 12,2±4,7%, 7,9±2,8%, 11,3±3,2%, für Gruppe B, 20,8±4,8%, 10,5±3,7%, 8,3±3,0%, 7,1±3,2%, 8,2±2,9%. Das eingeführte lineare Regressionsmodell war signifikant (p<0,001). Altersgruppe, Geschlecht, Position, und Herzfrequenz hatten einen signifikanten Einfluss (p<0,01), der mittlere arterielle Blutdruck und der BMI hingegen nicht (p=n.s.). Männer zeigten eine signifikant geringere Translationsbewegung als Frauen (p=0,008), sowie Gruppe A im Vergleich zu Gruppe B (p<0,001). Die Translationsbewegung nahm von proximal nach distal signifikant ab (post hoc Bonerroni, p<0,05). Schlussfolgerung: In beiden Altersgruppen bewirken Herzbewegung und Pulsatilität eine signifikante Translationsbewegung der thorakalen Aorta. Diese Translationsbewegung könnte insbesondere in jüngeren Patienten Haltbarkeit und Dichtung von Endoprothesen beeinflussen und sollte daher beim Design neuer Prothesen berücksichtigt werden.

Keywords: Thorakale Aorta, Endovaskuläre Prothesen, Physiologie

Korrespondierender Autor: von Tengg-Kobligk H

Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Radiologie – E010, Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidelberg

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