Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P261
DOI: 10.1055/s-0031-1277532

Kombinierter Präventionskurs zur nachhaltigen Risikominimierung des Metabolischen Syndroms? Effekte von Kraft und Kraftausdauer im Follow-up

S Lehmann 1, M Blüher 1, P Peschel 2, J Kugler 2, A Oberbach 3
  • 1Universität Leipzig, Med. Klinik III, Endokrinologie und Nephrologie, Leipzig, Germany
  • 2Universität Dresden, Med. Fakultät, Lehrstuhl für Public Health, Dresden, Germany
  • 3Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, Leipzig, Germany

Einleitung: Zu den imposantesten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Insulinresistenz und somit zum Typ 2 Diabetes (T2D) wird die Zunahme der Adipositas diskutiert [1]. Hierbei sind enge Assoziationen zwischen dem viszeralen Körperfettdepot und der Insulinresistenz bereits seit längerem bekannt [2]. Fasshauer et al. [3] beschrieben den hohen Stellenwert des Metabolischen Syndroms hinsichtlich der Mortalitätsrate. Die vorliegende Studie soll detaillierte Belastungsintensitäten, -umfänge erarbeiten und in einem 12monatigem Follow-up, spezifische Änderungen des Glukose-stoffwechsels sowie der Körperfettverteilung in Abhängigkeit der körperlichen Belastung aufdecken.

Methodik: Standardisiertes Kraft- und Kraftausdauertraining über 10Wochen im Rahmen eines krankenkassengestützen präventiven Ernährungs- und Bewegungskurses. Randomisierte Gruppenzuteilung (n=200). Das Training erfolgte gerätegestützt und gesplittet 2–3x/Woche. Die Hypertrophie-Trainingsgruppe (H) trainierte bei einer Intensität von 8–12 Wiederholungen und die Kraftausdauer-Trainingsgruppe (KA) mit 15–20 Wiederholungen. Ein oraler Glucose Toleranztest (oGTT), ein Belastungstest sowie ein DXA-Scan wurden zu Beginn (T0) und nach 10 Wochen Intervention (T1) sowie nach 20 Wochen (T2) und 52 Wochen (T3) Follow-up zur Analyse des Glukosestoffwechsels, der Körperzusammensetzung und der Leistungsfähigkeit durchgeführt.

Ergebnisse: Die derzeitigen Ergebnisse zeigen, dass ein 10wöchiges intensives H- und KA-Training die Risikofaktoren des Metabolischen Syndroms minimiert. Insbesondere im Follow-up zeigt sich in der KA-Gruppe eine signifikante Verbesserung des Glukosestoffwechsels (2h-oGTT: n=38; p<0,0001). Das Körpergewicht wird langfristig signifikant reduziert durch ein H-Training (n=52, p<0,0001) sowie der WHR signifikant verbessert (n=52; p<0,01). Die Reduktion des Körperfettanteils erfolgt durch beide Interventionen gleichermaßen signifikant (n=51, p<0,0001), wie auch die signifikante Steigerung der Leistungsfähigkeit (n=43, p<0,05). Besonders adipöse Teilnehmer mit einer gestörten Glukosetoleranz (IGT, 2h-oGTT >7,8mmol/l) oder T2D profitieren vom 10wöchigen Training nachhaltig und verbessern den Glukosestoffwechsel (oGTT-AUC: p=0,0179).

Diskussion: Ein kombiniertes Ernährungs- und Bewegungsprogramm mit hoher Intensität hat Potenzial die Risikofaktoren des Metabolischen Syndroms zu senken. Insbesondere KA-Training bewirkt eine verbesserte Glukoseverwertung nach der Nahrungsaufnahme sowie ein H-Training eine Reduktion des WHR.