Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - FV4
DOI: 10.1055/s-0031-1277275

Reproduzierbarkeit sowie Abhängigkeit vom Nüchternblutzucker der Magenentleerungsgeschwindigkeit bei Patienten mit Typ 1-Diabetes, gemessen mit wiederholten 13C-Octanoat Atem-Tests

M Nauck 1, L Terhoeven 1, B Becker 1, S Vogtmeier 1, K Walter 1, K Becker 1
  • 1Diabeteszentrum Bad Lauterberg, Bad Lauterberg, Germany

Einleitung/Fragestellung: Die Magenentleerung kann als Ausdruck einer autonomen Neuropathie des Gastrointestinaltraktes verlangsamt sein. Experimentell führen akute Blutzuckeränderungen zu einer Verzögerung (Hyperglykämie) bzw. Beschleunigung (Hypoglykämie) der Magenentleerung. Deshalb stellt sich die Frage, inwieweit sich spontane Blutzuckerschwankungen (typisch für Patienten mit Typ 1-Diabetes) auf Parameter der Magenentleerungsgeschwindigkeit auswirken, und wie reproduzierbar Messungen der Magenentleerungsgeschwindigkeit sind.

Patienten/Methoden: 20 Patienten mit Typ 1-Diabetes (T1D; Alter 41±13J., Diabetesdauer 19±9J., HbA1c 8,1±1,0%, BMI 25,5±2,7kg/m2, 11 unter Insulinpumpen-Therapie, 9 mit multiplen täglichen Insulininjektionen behandelt, Hinweise auf Neuropathie bei 9 Teilnehmern) und 10 Alters- und Gewichts-entsprechende gesunde Kontrollen (GK; Alter 40±12J., p=0,90; HbA1c 5,7±0,3%, p<0,0001; BMI 25,4±3,4kg/m2) nahmen teil. 13C-Octanoat-Atem-Tests (gemischte Mahlzeit) wurden bei jedem Teilnehmer drei Mal, mit jeweils einem Tag dazwischen durchgeführt. Magen-Halbentleerungs-Zeiten (T1/2), sogenannte „Lag-Times„, sowie der Magenentleerungs-Koeffizient (GEC) und ihre Variations-Koeffizienten wurden bestimmt. Die Tests wurden individuell nach dem höchsten, mittleren und tiefsten Nüchtern-Blutzucker bei Beginn geordnet analysiert. Statistische Analyse: ANOVA für Messwiederholungen und Regressions-Analysen.

Ergebnisse: Der Zeitverlauf der Magenentleerung war zwischen Patienten mit T1D und GK nicht signifikant unterschiedlich (p=0,65 für T1D vs. GK, p=0,99 für die Interaktion von Gruppe und Zeit). Bei T1D war die T1/2 197±15min, die „Lag Time“ 138±9min, und der GEC 2,41±0,12 (nicht signifikant unterschiedlich von GK). Die Variations-Koeffizienten, basierend auf wiederholten Tests bei T1D waren 13,2±2,0% (T1/2), 12,8±2,0% („Lag Time„), und 16,1±3,0% (GEC), ebenfalls nicht signifikant anders als bei GK. Relativ zur Ausgangs-Nüchtern-Blutzucker-Konzentration (hoch: 179±11mg/dl; mittel: 132±10mg/dl; tief: 92±6mg/dl) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede für Parameter, die die Magenentleerungs-Geschwindigkeit charakterisieren, obwohl die Glukosekonzentrationen sich bis 180min nach Mahlzeitgabe unterschieden.

Schlussfolgerungen: Die Magenentleerung kann bei Patienten mit T1D mit akzeptabler Reproduzierbarkeit mittels 13C-Oktanoat-Atem-Test gemessen werden (Variations-Koeffizienten ca. 15% für alle relevanten Parameter). Spontane Blutzucker-Schwankungen haben keinen messbaren Einfluss auf die Magenentleerungs-Geschwindigkeit. Unsere Ergebnisse unterstützen nicht die häufig geübte Praxis, im Falle von Nüchtern-Blutzucker-Werten außerhalb eines engen Zielbereiches Tests zur Bestimmung der Magenentleerungs-Geschwindigkeit nicht durchzuführen. Die Befunde sollten durch Untersuchungen an Patienten mit ausgeprägterer autonomer Neuropathie untermauert werden.

Gefördert mit Mitteln der DDG.