Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A046
DOI: 10.1055/s-0031-1272402

Behandlung tumorbedingter Fatigue durch Methylphenidat: Kasuistik eines positiven Behandlungsverlaufes

S Lampen-Imkamp 1, W Dillo 1, B Humbert 1
  • 1Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie Medizinische Hochschule Hannover

Eine häufige Begleiterscheinungen bei Krebserkrankungen ist die Fatigue. Fatigue äußert sich durch Erschöpftheit, die sich sowohl körperlich als auch geist-seelisch auswirken kann. Eine amerikanische Untersuchung konnte zeigen, dass die Behandlung mit Methylphenidat (MPD) zu einer Verbesserung der Erschöpfungssymptome führt. MPD gehört zur Gruppe der Amphetamintyp-Stimulanzien. MPD verbessert die Transmission des Katecholaminstoffwechsels, durch Hemmung der Wiederaufnahme von Dopamin und Norepinephrin in das präsynaptische Neuron und erhöht die Ausschüttung in den synaptischen Spalt.

Wir berichten die Kasuistik einer 40-jährigen Patientin, die retrospektiv seit 10 Jahren unter tumorbedingter Fatigue leidet. Neuropsychologisch bestehen bei Behandlungsbeginn eine leichte depressive Stimmung nach BDI und SCL 90, wobei hier eine deutliche Zentrierung im Bereich Energielosigkeit liegt. Ebenfalls ausgeprägte Erschöpftheit bildet sich im Giessener Beschwerdebogen ab. Vorbehandlungen blieben bisher erfolglos. Die Patientin kann ihre selbstständige Tätigkeit seit 9 Monaten nicht ausüben.

Unter oraler Therapie mit retardiertem Methylphenidat in einer Dosierung im unteren Bereich zeigte sich die Symptomatik rasch rückläufig, was durch neuropsychologische Testdiagnostik objektivierbar war. Die Schlafstörungen wurden mit Melantonin eingestellt. Unsere Kasuistik illustriert die Bedeutung einer off-label Therapie bei klinisch gesicherter tumorbedingter Fatigue.

Literatur: Lower et.al. Efficacy of Dexmethylphenidate for the Treatment of Fatigue.., Journal of Pain and Symptom 2009;38:650-662.