Gesundheitswesen 2010; 72 - V8
DOI: 10.1055/s-0030-1266168

Anhaltende Effekte der Förderung körperlich-sportlicher Aktivität auf Basis einer schulbezogenen Präventionsmaßnahme

S Liersch 1, E Sterdt 1, S Bisson 1, V Henze 2, C Krauth 1, E Mayr 3, M Röbl 4, U Walter 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Allgemeiner Sport-Club Göttingen von 1846 (ASC 46) e.V., Göttingen
  • 3Gesundheitsamt für die Stadt und den Landkreis Göttingen, Göttingen
  • 4Universitätskinderklinik Göttingen, Göttingen

Einleitung: Für die Entwicklung eines gesundheitsrelevanten Lebensstils ist Bewegung bereits im Kindesalter bedeutsam. Die Implementierung geeigneter Interventionen muss zur Erhöhung des körperlich-sportlichen Aktivitätsniveaus sowie der Sportbeteiligung von Kindern und Jugendlichen erfolgen. Die Göttinger Interventionsmaßnahme „fit für pisa“ (ffp) ergänzt während der gesamten Grundschulzeit die obligatorischen zwei Schulstunden Sport/Woche durch drei weitere Sportstunden. Die BMBF-geförderte Evaluation der Intervention soll Aufschluss darüber geben, inwieweit sich die Integration eines quantitativ gesteigerten und qualitativ verbesserten Sportunterrichts auf Freizeitverhalten, Gesundheit, Bildung und Lebensqualität von Schülern auswirkt. Methoden: Im Längsschnittansatz wurde von SchülerInnen ein sowie zwei Jahre nach Abschluss der Intervention das Ausmaß der körperlich-sportlichen Aktivität im Sportunterricht und in der Freizeit erfasst. Aus den Angaben zu Häufigkeit, Dauer und Intensität körperlicher Aktivität im Schulsport sowie im Freizeitsport wurden drei Indexkategorien gebildet (hoch aktiv, wenig aktiv, gering aktiv). Der eingesetzte Elternfragebogen ermöglicht eine differenzierte Analyse der Interventionseffekte nach soziodemographischen Merkmalen. Ergebnisse: Ein Jahr nach Abschluss der Intervention zeigen SchülerInnen der Interventionsgruppe (n=103) ein unverändert hohes Interesse an Sport. Bei den SchülerInnen der Kontrollgruppe (n=113) hat das Interesse signifikant abgenommen. Sowohl in der 4. als auch in der 5. Klasse hat die Interventionsgruppe ein signifikant höheres Interesse an Sport (adjustiert für Geschlecht und Sozialstatus). Die körperlich-sportliche Aktivität im Sportverein veränderte sich im Längsschnitt nicht signifikant. Die Interventionsgruppe ist zu beiden Messzeitpunkten signifikant häufiger in einem Sportverein. Die körperlich-sportliche Aktivität außerhalb eines Vereins nahm in der Interventions- und Kontrollgruppe bis zum Ende der 5. Klasse signifikant ab (4. Klasse: IG=71%, KG=61%; 5. Klasse: IG=15%, KG=19%). Befragungen am Ende der 6. Klasse zeigen, inwieweit die Interventionseffekte noch zwei Jahre nach Abschluss der Maßnahme „ffp“ bestehen. Schlussfolgerung: Täglicher Sportunterricht in der Grundschule trägt zu einer nachhaltigen Verbesserung des Aktivitätsniveaus von Kindern bei. Kinder, die täglich Sportunterricht in der Grundschule erhalten, gestalten ihre Freizeit aktiver. Insbesondere sozial benachteiligte Kinder profitieren von einer regelmäßigen körperlich-sportlichen Aktivität.