Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_40
DOI: 10.1055/s-0030-1261501

Neonatales Outcome bei prolongiertem vorzeitigen Blasensprung vor der Lebensfähigkeit (≤22 SSW) nach pränataler Fruchtwasserauffüllung

P Jahn 1, P Groneck 1, S Jacob 2, C Hennings 1, K Ertan 3, R Bald 2
  • 1Kinderklinik, Klinikum Leverkusen gGmbH, Leverkusen
  • 2Abt. f. Pränatalmedizin, Klinikum Leverkusen, Leverkusen
  • 3Frauenklinik, Klinikum Leverkusen, Leverkusen

Hintergrund: Der Blasensprung vor der Lebensfähigkeit des Feten geht mit einer hohen Rate an Schwangerschaftsverlust einher und ist aufgund der protrahierten Oligohydramnie mit einer hohen neonatalen Mortalität und Morbidität verbunden. Die angegebenen Mortalitätsraten differieren stark. Es wird eine direkte Abhängigkeit der neonatalen respiratorischen Mortalität aufgrund einer Lungenhypoplasie von der Frühzeitigkeit des Blasensprungs angegeben. Massnahmen:

Ermittlung der Morbidität und Mortalität aller konsekutiv aufgenommenen Neugeborenen aus Schwangerschaften mit Blasensprung ≤22 Schwangerschaftswochen und bestehender Oligohydramnie in einem Perinatalzentrum Level I mit hohem Zuweisungsanteil von Schwangeren mit dieser spezifischen Problematik. Pränatal erfolgte eine wöchentliche Fruchtwasserauffüllung in die Amnionhöhle. Lebensfähigen Neugeborenen (≥23 SSW) wurde das volle Spektrum der Intensivbehandlung einschließlich Surfactant, NO-Inhalation und HFO (Sensormedics) angeboten.

Ergebnisse: 57 Schwangere wurden innerhalb eines 4-Jahreszeitraums aufgenommen. Bei 27 Schwangerschaften erfolgte eine Interruptio (n=10) oder ein Abort/i.u. Fruchttod vor der Lebensfähigkeit (n=17). In 30 Fällen (53%) wurden lebensfähige Kinder geboren, von denen 21 (70%) bis zur Entlassung überlebten. Bei 6 dieser Neugeborenen erfolgte eine Behandlung mit NO und/oder HFO, bei 10 Patienten war keine maschinelle Beatmung erforderlich. Die Rate des Überlebens ohne BPD betrug 60% (18/30). Der mittlere Zeitpunkt des Blasensprungs war nicht verschieden zwischen den verstorbenen und den überlebenden Patienten (18,1, Range 15–22, vs. 18,2, Range 14–22 SSW), jedoch war das Gestationsalter der verstorbenen Patienten signifikant geringer (24,8 vs. 28,8 SSW, p=0,005). Schlussfolgerung: Die Überlebensrate von Neugeborenen, die nach prolongiertem vorzeitigen Blasensprung vor der Lebensfähigkeit (≤22 SSW) und nach pränataler Fruchtwasserauffüllung geboren werden, ist relativ hoch (70%). Sie ist abhängig vom Grad der Unreife bei Geburt und nicht vom Zeitpunkt des Blasensprungs.