Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2011; 6(4): 259-282
DOI: 10.1055/s-0030-1256661
Beckengürtel und untere Extremität

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tendinose und Ruptur der Achillessehne

M.  H.  Amlang1 , H.  Zwipp1
  • 1Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus”, Technische Universität Dresden
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Publication Date:
15 August 2011 (online)

Die Tendinose der Achillessehne ist eine degenerativ-reparative Strukturveränderung der Sehne mit Mikrodefekten, Querschnittzunahme durch narbige Sehnenregeneration, Neoangiogenese und Elastizitätsminderung. Der früher gebrauchte Begriff der Tendinitis wurde für die chronische Form weitgehend verlassen, da klassische Entzündungszeichen wie Rötung und Überwärmung oder eine Erhöhung der laborchemischen Entzündungsparameter in der Regel fehlen. Die Duplexsonografie mit Darstellung der Neovaskularisation ist eine wertvolle Bereicherung der Diagnostik, aber auch der Therapieplanung geworden. Die klassische, konservative Therapie der schmerzhaften Tendinose der Achillessehne besteht aus oralen Antiphlogistika, schmerzadaptierter Belastungsreduktion, Fersenerhöhung, Dehnung der Wadenmuskulatur und verschiedenen Methoden der Physiotherapie. Wenn die konservative Therapie über einen Zeitraum von 4 – 6 Monaten zu keiner oder keiner ausreichenden Schmerzreduktion geführt hat, sollte die Indikation zur operativen Therapie geprüft werden.

Bei der Therapie der frischen Achillessehnenruptur hat sich in den letzten 10 Jahren durch die Weiterentwicklung minimalinvasiver Techniken weltweit ein Wandel vollzogen. Der entscheidende Vorteil der minimalinvasiven Operationstechniken gegenüber der offenen Naht bei der Achillessehnenruptur ist das geringere Risiko einer Wundinfektion. Gegenüber der konservativ-funktionellen Therapie bietet die minimalinvasive Naht den Vorteil geringerer Anforderungen an die Compliance des Patienten, da in der Frühphase der Sehnenheilung die Naht bei unkontrollierten Bewegungen eine Separation der Sehnenenden verhindern. Aber nicht bei jedem Patienten mit Achillessehnenruptur sollte eine minimalinvasive Naht durchgeführt werden. Die offene Sehnenrekonstruktion und die funktionell-konservative Therapie haben bei korrekter Indikationsstellung weiterhin ihre Berechtigung.

Quellenangaben

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Dr. med. Michael H. Amlang

Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Zwipp)
Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus”
Technische Universität Dresden

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