Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - P42
DOI: 10.1055/s-0030-1254958

Hormonelle Kontrazeption und Brustkrebsrisiko –Übersicht der Literatur

V Bjelic Radisic 1, E Petru 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Graz

Fragestellung: Zusammenhang der hormonellen Kontrazeptiva und Risiko für die Brustkrebsentstehung – eine Übersicht der Literatur. Methodik: Mit der Verwendung der Schlüsselwörter contraceptiva, breast cancer, breast cancer risk, BRCA 1, BRCA 2 in den Medline Databasis wir identifizierten und analisieren Daten von 14 Metaanalyses publiziert zwischen 1960 und 2009. Ergebnisse: Die publizierte Studien zeigen zum Teil kontroverse Resultate. Die bis dato größte Metaanalyse publiziert 1996, zeigt dass die Frauen, die gegenwärtig hormonelle Kontrazeptiva anwenden, eine geringe Erhöhung des Risikos für Brustkrebs haben (RR 1,24). Dieses Risiko sinkt über die Jahre nach der Beendigung der Anwendung und ist nach 10 Jahren nicht mehr nachweisbar. Eine, im gleichen Jahr publizierte norwegisch-schwedische prospektive Kohortenstudie zeigt ein höheres Brustkrebsrisiko nicht nur für gegenwärtige Anwenderinnen, sondern auch für Frauen, die bis vor kurzem OK eingenommen hatten (RR 1,6). Die allerdings 2002 im New England Journal of Medicine publizierte Fall-Kontrollstudie zu diesem Thema zeigt kein höheres Risiko für gegenwärtige (RR 1,0) oder für frühere Anwenderinnen (RR 0,9). In einer weiteren Studie,(2005), zeigt sich ein erhöhtes Risiko bei Frauen, die bis 1976 OK eingenommen hatten (hochdosierte OK RR 1,52), nicht aber für Anwenderinnen von den niedrigdosierten OK. (RR 0,93). Im Bezug auf die Anwendung von Depot Medroxyprogesteronacetat (DMPA) ergab die gepoolte Analyse von zwei großen Fallkontrollstudien kein erhöhtes Risiko für Anwenderinnen von DMPA (RR1,1). Auch die Anwenderinnen eines Levonorgestrel-intrauterinpessars wiesen keine erhöhte Brustskrebsinzidenz auf. Eine aktuell publizierte systematische Übersicht über 10 Studien zeigte insgesamt kein signifikant höheres Brustkrebsrisiko für Anwenderinnen von OK mit positiver Familienanamnese. Schlussfolgerung: Auf der Basis der wissenschaftlichen Daten kann man zum Schluss kommen, dass sowohl eine kombinierte als auch eine gestagenhaltige hormonelle Kontrazeption eine minimale, aber signifikante Erhöhung des Brustkrebsrisikos mit sich bringt. Das Brustkrebsrisiko für Frauen mit positiver Familienanamnese, die hormonelle Kontrazeptiva einnehmen, ist gegenüber der Gesamtpopulation nicht erhöht.