Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - FV43
DOI: 10.1055/s-0030-1253771

Das Ludwigshafener Diabetes- Modell 2001–2009: Nachhaltige Verbesserung der Versorgungsstrukturen und Entwicklungspotential für die Zukunft in einem Krankenhaus der Maximalversorgung

B Hartmann 1, E Siegel 2, J Teichmann 3, R Jakobs 1
  • 1Klinikum der Stadt Ludwigshafen, Medizinische Klinik C, Ludwigshafen am Rhein, Germany
  • 2St. Vincenz Krankenhaus, Abt. für Gastroenterologie, Diabetologie und Stoffwechsel, Limburg, Germany
  • 3St. Josefskrankenhaus, Abt. für Gastroenterologie und Endokrinologie, Heidelberg, Germany

Einleitung: In den Jahren 2001 bis 2003 wurde in unserem Klinikum das Ludwigshafener Diabetesmodell etabliert. Basis ist eine strukturierte Erfassung von Patienten mit Blutglukosewerten über 200mg/dl durch das klinisch-chemische Labor. Nach automatischer Meldung dieses Wertes an das Diabeteszentrum erfolgt die Rückmeldung an die betroffene Station, einen Diabetesdokumentationsbogen anzulegen. Innerhalb von 48h erfolgt eine konsiliarische Mitbehandlung, bei der auch Komplikationen des Diabetes mellitus erfasst und dokumentiert werden. Durch dieses strukturierte Vorgehen wurden 2004 mehr (16,3%) Diabetiker erfasst und behandelt als vor der Implementierung des Modells (2003: 10,3%) (E. Siegel, Diabetologe 2008, 4: 20–29). Die strukturierte Erfassung der Komplikationen spiegelte sich in einer Erhöhung der cc-relevanten Nebendiagnosen wieder (2003: 29,2%; 2004: 50,5%). Analoge Ergebnisse konnten auch im St. Vincenz-Krankenhaus in Limburg erzielt werden.

Fragestellung: Ist diese Versorgungsstruktur angesichts der Veränderungen im Gesundheitssystem in unserem Klinikum der Maximalversorgung weiterhin praktikabel? Waren die Verbesserungen nachhaltig? Gibt es noch Entwicklungspotential für die Zukunft?

Methodik: Die Anzahl der kodierten Diabetes- Haupt- und Nebendiagnosen und der Anteil der cc-relevanten Diabetes-Nebendiagnosen wurde für das Gesamtklinikum und nach Abteilungen differenziert erfasst und ausgewertet. Um herauszufinden, ob über das Akten- gestützte Kodieren der Anteil der Diabetiker in der Klinik komplett erfasst wird, wurde eine Stichprobe von 100 Patienten auf einer Stationen anhand der Anamnese und der vorliegenden Labordaten auf das Vorliegen eines Diabetes mellitus untersucht.

Ergebnisse:Über die Jahre ließ sich bis 2008 ein kontinuierlicher Anstieg der Erfassung der Diabetes- Nebendiagnosen nachweisen: 2006: 15,9%, 2007: 16,8%, 2008: 17,5%. Auch der Prozentsatz der cc-relevanten Nebendiagnosen ließ sich noch steigern: 2006: 55%, 2007: 56%, 2008: 53%. Die Anteile variierten zwischen den Fachabteilungen der Klinikum deutlich von 6% bis 41%, der Anteil der cc- relevanten Nebendiagnosen von 2,9 bis 93,2%. Im Jahr 2009 fand sich erstmals ein leichter Rückgang der erfassten Nebendiagnosen auf 17,3% sowie ein prozentualer Rückgang der cc-relevanten Nebendiagnosen auf 47,3% der mit einem Rückgang der Personalressourcen im Zusammenhang steht. Die Stichprobe der erfassten Patienten auf der ausgewählten Stationen ergab einen tatsächlichen Anteil von 30% Diabetikern, während lediglich 19,4% über das Kodieren identifiziert wurden, so dass hier Verbesserungspotential identifiziert wurde.

Diskussion: Das Ludwigshafener Modell ist weiterhin praktikabel, hat nachhaltig die Versorgungsstruktur im klinischen Alltag verbessert und bietet weiteres Entwicklungspotential unter der Voraussetzung, dass ausreichende Personalressourcen zur Verfügung stehen.