Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - FV20
DOI: 10.1055/s-0030-1253748

Vergleich von Injektionshäufigkeit und Tagesinsulindosis zwischen Detemir, Glargin und NPH bei 29253 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Typ 1-Diabetes mellitus aus der DPV-Datenbank

K Molz 1, E Schober 2, J Wolf 3, K Raile 4, A Naeke 5, M Schütt 6, T Kapellen 7, B Karges 8 R Holl 1, für die DPV-Initiative und das Kompetenznetz Diabetes mellitus
  • 1Universität Ulm, Institut für Epidemiologie am ZIBMT, Ulm, Germany
  • 2Universitäts-Kinderklinik Wien, Wien, Austria
  • 3St.-Vincenz-Krankenhaus Kinderklinik, Paderborn, Germany
  • 4Virchow-Universitäts-Kinderklinik Charite, Berlin, Germany
  • 5Universitätskinderklinik Dresden, Dresden, Germany
  • 6Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Germany
  • 7Universitätskinderklinik, Leipzig, Germany
  • 8RWHT Aachen-Kinderklinik, Aachen, Germany

Fragestellung: Ein Aspekt langwirkender Analoginsuline ist die Möglichkeit, die Anzahl der Injektionen pro Tag zu reduzieren. Auch langwirkende Analoga werden teilweise mehrfach injiziert. Ziel der vorliegenden Auswertung aus der DPV-Datenbank war es, Injektionshäufigkeit und Tagesinsulinbedarf unter Alltagsbedingungen bei Patienten mit Typ 1-Diabetes mellitus zwischen den Basalinsulinen NPH, Glargin und Detemir zu vergleichen.

Methodik: Mithilfe der DPV-Software werden anonymisierte Verlaufsdaten standardisiert und prospektiv erhoben, inkonsistente Daten werden zweimal jährlich überprüft. Aktuell liegen anonymisierte Verlaufsdaten von 189816 Patienten (1388291 Kontakttermine) aus 321 Zentren (210pädiatrische, 111 internistische) vor. In die vorliegende Auswertung ging jeweils das aktuellste Behandlungsjahr Insulin spritzender Patienten mit Typ 1-Diabetes mellitus, die ein langwirkendes Basalinsulin verwendeten und dieses im Verlauf des aktuellsten Behandlungsjahres nicht gewechselt haben, ein. Deskriptive Statistik und adjustierte lineare Modelle: SAS 9.1

Ergebnisse: Das Patientenkollektiv bestand aus 29253 Typ 1-Patienten (46% weibl., mittleres Alter: 20,7±16,2 Jahre). Über die letzten Jahre wurden langwirkende Analoga vermehrt eingesetzt (im Jahr 2000: 1% der Patienten, im Jahr 2009: 48% der Patienten). Von den Patienten verwendeten 14% Detemir, 30% Glargin und 56% NPH. Diese drei Gruppen unterschieden sich signifikant hinsichtlich des Geschlechts (50% weibl., 46% weibl., 45% weibl.), des Alters (22,7 Jahre, 22,9 Jahre, 19,1 Jahre), des BMI-SDS (0,7kg/m2, 0,7kg/m2, 0,6kg/m2) und der Diabetesdauer (9,2 Jahre, 9,6 Jahre, 6,3 Jahre) (p<0,0001). 85% der Patienten mit Detemir injizierten das Basalinsulin zweimal, 88% der Glargin-Patienten injizierten einmal. NPH wurde in 63% zweimal und in 19% dreimal gespritzt. Pädiatrische Patienten (<18 Jahre) injizierten Detemir häufiger als Erwachsene (1,91 vs. 1,86 Injektionen) während bei Glargin pädiatrische Patienten seltener als Erwachsene injizierten (1,09 vs. 1,16 Injektionen). Adjustiert für Alter, Geschlecht, BMI, HbA1c und Diabetesdauer verwendeten Patienten mit Detemir im Mittel 6,05 Einstiche/Tag (Prandial- und/oder Basalinsulin) verglichen mit Glargin 5,32 Einstichen/Tag und NPH 5,78 Einstichen/Tag (p<0,0001). Die Basalinsulindosis pro kg lag bei Detemir mit 0,43 IE/Tag signifikant höher als bei Glargin (0,32 IE/Tag) oder NPH (0,38 IE/Tag) wiederum adjustiert für Alter, Geschlecht, BMI, HbA1c und Diabetesdauer (p<0,0001). Dies traf auch für die Gesamttagesdosis zu (Detemir: 0,88 IE/kg, Glargin: 0,77 IE/kg, NPH: 0,79 IE/kg).

Schlussfolgerung:Über die letzten 10 Jahre wurden Analoginsuline vermehrt eingesetzt. Die Verwendung langwirkender Analoga reduzierte die pro Tag verabreichten Gaben des Basalinsulins auf 1,9 bzw. 1,1 verglichen mit 2,1 Gaben bei NPH. Bezüglich Injektionshäufigkeit und Basalinsulindosis zeigten sich Unterschiede zwischen den beiden verfügbaren Analoginsulinen.

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