Rofo 2010; 182 - VO301_5
DOI: 10.1055/s-0030-1252716

Die Rolle von periaqueductalem Grau und cingulärem Kortex bei der Schmerzunterdrückung bei Patienten mit komplexem regionalem Schmerzsyndrom

W Freund 1, AP Wunderlich 1, G Stuber 1, F Mayer 1, P Steffen 2, M Mentzel 3, B Schmitz 4, F Weber 5
  • 1Universitätsklinik Ulm, Diagnostische und interventionelle Radiologie, Ulm
  • 2Universitätsklinik Ulm, Anästhesiologie und Schmerzmedizin, Ulm
  • 3Universitätsklinik Ulm, Handchirurgie, Ulm
  • 4Universitätsklinik Ulm, Neuroradiologie, Ulm
  • 5Bundeswehrkrankenhaus, Neurologie, Ulm

Ziele: Das komplexe regionale Schmerzsyndrom Typ 1 (CRPS 1), das im deutschen Sprachraum als M. Sudeck bezeichnet wird, ist eine häufige und stark beeinträchtigende chronische Schmerzerkrankung. Es tritt oft postoperativ auf und kann bis zur Gebrauchsunfähigkeit einer Extremität führen. Seine Ursache ist im wesentlichen ungeklärt. Unter der Vorstellung ursächlicher maladaptiver zentraler Prozesse der Schmerzverarbeitung wurde eine Studie mit funktioneller Kernspintomographie (fMRI) über die Schmerzunterdrückung bei konstanter elektrischer Reizung durchgeführt. Methode: 10 Patienten mit CRPS an der linken Hand wurden mittels elektrischer Dauerreizung im fMRI untersucht. Ihre Daten wurden mit einer Vergleichsgruppe aus 15 gesunden Probanden verglichen. Ergebnis: Bezüglich der pschophysischen Ergebnisse gelang es den Patienten ähnlich wie den Gesunden, die Schmerzempfindung zu unterdrücken.

Bezüglich der Aktivierungsmuster im fMRI fiel jedoch bei Reizung beider Seiten eine signifikant geringere Aktivierung des periaqueductalen Grau (PAG) und anterioren cingulären Kortex (ACC) bei den CRPS Patienten auf. Schlussfolgerung: PAG und ACC gehören zur sogenannten Schmerzmatrix im Gehirn. Insbesondere das PAG ist Bestandteil des deszendierenden schmerzhemmenden Systems. Eine Minderaktivierung bei CRPS-Patienten sowohl bei Reizung der symptomatischen als auch asymptomatischen Seite deutet auf einen generalisierten Unterschied der Schmerzverarbeitung hin. Der Nachweis auch auf der asymptomatischen Seite lässt vermuten, dass es sich um einen präexistierenden Unterschied der Schmerzunterdrückung handelt, der an der Entstehung der Erkrankung beteiligt sein könnte.

Korrespondierender Autor: Freund W

Universitätsklinik Ulm, Diagnostische und interventionelle Radiologie, Steinhövelstr. 9, 89077 Ulm

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