Klin Monbl Augenheilkd 2010; 227(12): 992
DOI: 10.1055/s-0029-1245473
Offene Korrespondenz

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Nachruf Prof. Dr. med. Hans Remky, München

In Memoriam: Professor Hans Remky, MunichK. W. Jacobi
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Publication Date:
14 December 2010 (online)

Hans Remky war eine faszinierende, charismatische Persönlichkeit und – wie viele große Männer – nicht unumstritten. Fast wäre ich geneigt, ihn den Franz Josef Strauß der Deutschen Ophthalmologie der 60er-Jahre zu nennen. Dort einer der begabtesten Politiker, hier einer der begabtesten Ophthalmologen. Hoch intelligent, mit scharfem Verstand, beneidenswerter rhetorischer Begabung, überzeugend und stets präsent in Vortrag und Diskussion.

Aber Hans Remky zeichnete auch Kompromisslosigkeit aus; was er nicht wollte, machte er nicht, und wenn in wissenschaftlichen Diskussionen ihm jemand nicht ebenbürtig war, machte er dies deutlich klar. Er schonte den Unterlegenen nicht. Dies hat ihm nicht immer Freunde eingebracht. Es war nicht Hans Remky’s Art „Karriere machen um jeden Preis”. Mir liegt ein Brief vom 6.5.1957 vor, gerichtet an den damaligen Direktor der Universitäts-Augenklinik Gießen. In diesem Brief schreibt Remky – es ging um die Besetzung eines Ordinariats – „falls, wie ich vermuten möchte, die Besetzung von Jena zur Debatte steht, erlaube ich mir mitzuteilen, dass ich an einem Wechsel in die Ostzone nicht interessiert bin”.

Hans Remky wurde am 19.8.1921 als Sohn der beiden Augenärzte Dr. Erich und Dr. Eva Remky in Tilsit/Ostpreußen geboren. Von 1939 – 1945 absolvierte er sein Medizinstudium an der Militärärztlichen Akademie, Berlin, Breslau und Hamburg. 1945 Staatsexamen in Hamburg, Eheschließung mit Brigitte Remky, geb. Leipert, Promotion bei Prof. Thönnes, Neurochirurgie in Berlin. 1945 – 1953 Assistent und Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik Münster unter Prof. Zeiss und Prof. Rohrschneider. Nach der Habilitation 1950 Gastaufenthalt in Zürich im Labor von Prof. Amsler, danach Wechsel als Oberarzt zu Prof. Rohrschneider an die Universitäts-Augenklinik München. 1965 wurde Remky die kommissarische Leitung der Universitäts-Augenklinik München angetragen, die er bis 1968 außerordentlich erfolgreich wahrnahm. Die Medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München bemühte sich, ihn auf den Ordentlichen Lehrstuhl für Augenheilkunde zu berufen. Eindeutige Voten von außerhalb lagen ebenfalls vor. Nie ist ganz klar geworden, warum der Ruf an Hans Remky nicht erfolgte. Er war zweifellos der für diesen Lehrstuhl geeignetste Bewerber.

Im Anschluss an diese Ereignisse gab Remky, betroffen, aber doch ungebrochen die Bemühungen um weitere Lehrstühle auf. 1970 gründete er die Arabella-Privatklinik.

Sein wissenschaftliches Werk umfasste schon 1957 mehr als 100 Veröffentlichungen in angesehenen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften. Später kamen noch zahlreiche beachtliche Publikationen aus Grundlagenforschung und Klinik hinzu.

Er initiierte und veranstaltete internationale Kongresse und knüpfte zahlreiche Verbindungen zu ausländischen wissenschaftlichen Gesellschaften und Persönlichkeiten – Frankreich, Südamerika, Afrika.

Hierbei war ihm seine polyglotte Begabung hilfreich – Französisch und Spanisch beherrschte er fließend.

Er war Ehrenmitglied der Panamericana, ausgezeichnet wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz, der Ernst von Bergmann Plakette und der Paul Chibret Goldmedaille.

1966 war er maßgebend an der Organisation des Internationalen Ophthalmologischen Kongresses in München beteiligt. Hier durfte ich Remky als umsichtigen und geschätzten Gastgeber erleben. In der Münchner Mathildenstraße, Sitz der Augenklinik, aber auch in seinem Haus, grandios geführt von seiner charmanten und liebenswürdigen Frau Brigitte, geb. Leipert, fanden sich viele namhafte Freunde und Gäste ein. Um nur einige zu nennen aus dieser illustren Gesellschaft: Francois, Bregeat, Sampaolesi, Blodi, Schlossmann, Franschescetti, Klöthi, Arruga, Barraquer, Witmer, Fronimopoulos, Goldmann, Bagolini, Bietti.

Remkys Forschungstätigkeit umfassten die Erforschung der Uveitis, Toxoplasmose, die Neuroophthalmologie, Hornhautkonservierung und zahlreiche weitere Gebiete der Ophthalmologie in Klinik und Grundlagenforschung. Hier wurde auch seine begnadete operative Begabung deutlich.

In späteren Jahren – seit 1980 – war die Geschichte der Augenheilkunde seine Lieblingsbeschäftigung. Hier war er wesentlich an der Gründung der Julius-Hirschberg-Gesellschaft beteiligt.

Hans Remky verstarb am 4.5.2010 in München im Alter von 88 Jahren.

Karl W. Jacobi, Gießen

Prof. Dr. med. Hans Remky

Interessenkonflikt: Nein

Prof. Dr. med. Karl W. Jacobi

Höhlerstr. 33

35423 Lich

Email: kwjaco@gmx.de

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