Gesundheitswesen 2009; 71 - A262
DOI: 10.1055/s-0029-1239312

„EIN Patient, ZWEI Heilberufler: Das Beziehungsdreieck Patient, Arzt und Apotheker“

M Koch 1, C Norra 1
  • 1LWL Klinik Psychiatrie, Ruhr Universität Bochum

Einleitung/Hintergrund:

Obwohl Ärzte und Apotheker zu den Berufsgruppen zählen, denen die Bevölkerung das größte Vertrauen entgegenbringt, hält sich dennoch etwa die Hälfte aller chronisch Kranken nicht an ärztliche Verordnungen oder apothekerliche Empfehlungen.

Auch bleiben möglicherweise Arzt oder Apotheker wichtige Informationen für die Beratung verborgen, da die Kommunikation in der ambulanten Versorgung so gut wie nie zu dritt stattfindet. Ziel der Arbeit war es, die Beziehung zwischen Arzt, Apotheker und Patient als „Dreiecksbeziehung/Triade“ genauer zu untersuchen sowie wechselseitige Kommunikationsprobleme und -chancen aufzuzeigen.

Material und Methoden:

Mittels eines strukturierten narrativen Interviews bei je 15 Ärzten, Apothekern und Patienten wurden Kommunikationsansätze und -probleme im Kontext des Beziehungsdreiecks Arzt-Apotheker-Patient untersucht. Außerdem wurden Gespräche mit Experten aus dem Gesundheitswesen geführt sowie eine Literaturanalyse vorgenommen.

Ergebnisse:

Keiner der Befragten (n=45) erlebt für sich die in der Literatur beschriebene Theorie der Dreiecksbeziehung als real existierendes und funktionierendes Kommunikationsmodell.

15 von 15 Ärzten erleben sich als erster Ansprechpartner in Gesundheitsfragen für ihre Patienten. Parallel dazu betonen 15 von 15 Apothekern die Bedeutung ihrer Patientenberatung im Sinne ihres beruflichen Selbstverständnisses. Keiner von den 15 befragten Ärzten denkt an einen möglichen Fachaustausch mit dem Apotheker. Diese hingegen (15 von 15) würden einen Austausch mit Ärzten sehr begrüßen. 13 von 15 Patienten sehen sich in der Apotheke als Kunden, 10 von 15 beim Arzt ausschließlich als Patient. Je vier unterschiedliche Hauptaspekte sind Grund dafür, einen bestimmten Arzt/eine bestimmte Apotheke des Vertrauens aufzusuchen. Das allgemein geäußerte große Vertrauen zu Ärzten und Apothekern steht im Widerspruch zur mangelnden Therapietreue: 15 von 15 befragten Patienten geben an, verordnete Dosierschemata nicht eingehalten zu haben.

Diskussion/Schlussfolgerung:

Aus den Ergebnissen kann geschlossen werden, dass Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern stark vom organisatorischen Kontext des Gesundheitswesens abhängig ist. Zudem wird deutlich, dass weitere Beteiligte z.B. Angehörige, Werbung oder die Krankenkasse (vertragliche Bindungen) das komplexe Geschehen agierend und kommunizierend beeinflussen.