Gesundheitswesen 2009; 71 - A51
DOI: 10.1055/s-0029-1239101

Gründe gegen Impfungen: Gibt es soziale Unterschiede?

C Poethko-Mueller 1, M Schlaud 1
  • 1Gesundheitsberichterstattung und Epidemiologie, Robert Koch-Institut

Als präventiver Maßnahme kommt Schutzimpfungen ein hoher Stellenwert zu. Die Frage, ob und warum Impfungen von Familien mit unterschiedlichem sozialem Status verschieden genutzt werden, wurde mit den Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) untersucht. An der Untersuchung nahmen zwischen Mai 2003 und Mai 2006 insgesamt 17.641 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren teil, bei 16.460 (93,3%) konnte der Impfstatus auf Grundlage vorgelegter Impfausweise erfasst werden. Der soziale Status wurde anhand eines mehrdimensionalen Index basierend auf Elternangaben zu ihrer schulischen und beruflichen Bildung, ihrer beruflichen Stellung sowie zum Haushaltsnettoeinkommen bestimmt.

Die KiGGS-Daten zeigen, dass Kinder aus Familien mit mittlerem Sozialstatus die höchsten Impfquoten aufweisen, wenn auch die statusspezifischen Unterschiede eher gering sind. Die Auswertung der Angabe von Gründen, dem Kind Impfungen nicht gegeben zu haben, zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Eltern der verschiedenen Statusgruppen. In Familien mit hohem sozialem Status gaben 16,5% (95% KI: 14,8–18,4) der Eltern Gründe gegen Impfung(en) an. In den Familien mit niedrigem sozialem Status waren dies nur 6,4% (5,5–7,3). Auch die angegebenen Gründe variieren zwischen den Statusgruppen: In Familien mit niedrigem sozialem Status gaben Eltern fast doppelt so häufig wie Eltern mit hohem sozialem Status Erkrankungen des Kindes als Grund für nicht in Anspruch genommene Impfungen an. Dagegen nannten Eltern mit hohem sozialem Status häufiger Angst vor Nebenwirkungen (10,5%; 95% KI: 9,0–12,2) und die Überzeugung, dass es besser sei, wenn das Kind die Erkrankung durchmache (9,1%). Lediglich 2,8% (2,2–3,5) der Eltern mit niedrigem sozialem Status gaben Angst vor Nebenwirkungen und 1,9% die Überzeugung an, dass es besser sei, die Krankheit durchzumachen.

Festzuhalten ist, dass trotz eher geringer sozialschichtabhängiger Unterschiede der meisten Impfquoten deutliche Unterschiede in Bezug auf die Gründe für niedrige Impfquoten zu bestehen scheinen. Diese könnten für die Bemühungen um eine weitere Verbesserung der Teilnahme an Impfungen aufschlussreich sein.+